nd-aktuell.de / 15.12.2012 / Kommentare / Seite 8

Sharpie

Susan Rice will nicht USA-Außenministerin werden

Reiner Oschmann

Susan Rice hat das Handtuch geworfen und nach wochenlangen Anfeindungen der Republikaner erklärt, nicht länger als mögliche Nachfolgerin für USA-Außenministerin Hillary Clinton zur Verfügung zu stehen. Der Präsident habe die Entscheidung mit Bedauern akzeptiert, ließ das Weiße Haus wissen. Ihre Nominierung war Barack Obama eine Herzenssache, mit der UN-Botschafterin wollte er eine enge Vertraute in die Hauptstadt zurückholen, wo die 48-Jährige Afroamerikanerin geboren und aufgewachsen ist.

Die zweifache Mutter, die in Stanford studierte sowie über Simbabwe promovierte, entstammt einer Washingtoner Elitefamilie und ist mit dem kanadischen Fernsehproduzenten Ian Cameron verheiratet. Sie gibt ihr Familienvermögen mit »20 Millionen Dollar plus« an. Die einstige Außenministerin Madeleine Albright war eine Art Patentante und Mentorin für Rice und bugsierte sie 1997 als Staatssekretärin für afrikanische Angelegenheiten in die Regierung. Seit 2009 vertritt sie die USA bei der UNO.

Allerdings gibt Rice nicht immer die klassische Diplomatin - nur verbindlich, immer vage, stets ein bisschen langweilig. Sie gilt als »sharpie«, die gern und oft die Ellbogen ausfährt, provokant redet, das Wort an sich reißt und, besonders in Menschenrechtsfragen, unversöhnlich ist. Letzteres vor allem in Verbindung mit Afrika, wo sie die Leichenberge des Völkermords 1994/95 in Ruanda gesehen hat. Kenneth Roth, Direktor von Human Rights Watch, meint jedoch, sie neige dazu, Menschenrechtsverletzungen immer dann zu betonen, wenn sie von Gegnern der USA begangen werden; weniger entschieden sei sie, wenn es um Freunde der USA geht.

Verbündete, allen voran Obama, den sie außenpolitisch in seinem ersten Wahlkampf 2007/08 beriet, nennen die sportliche Frau (Spitzname »Spo«) beweglich, prinzipienfest und blitzgescheit. Der Präsident stellte jetzt klar, dass Rice als Botschafterin bei den Vereinten Nationen im Amt bleiben werde - dort, wo sie ihren Ruf als »Interventionistin« bestätigt und u.a. die Luftangriffe gegen Gaddafis Truppen in Libyen initiiert hat.