nd-aktuell.de / 02.03.2013 / Politik / Seite 8

Panzerknacker

Hermann Theisen hat Politiker und Unternehmen wegen illegaler Rüstungsexporte angezeigt.

Ines Wallrodt

Gerade erst wurde Hermann Theisen zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er vor der Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann gegen den geheimen Panzerdeal mit Saudi-Arabien demonstriert hatte. Der Heidelberger sieht in dem Protest ein Bürgerrecht; eine Straftat vermutet er vielmehr bei denen, die den Rüstungsexport in ein Land mit katastrophaler Menschenrechtslage ermöglichen. Der 49-Jährige hat deshalb Strafanzeige erstattet gegen die Mitglieder des Bundessicherheitsrats, die die Lieferung genehmigt haben sollen, sowie gegen acht Unternehmen, die an der Produktion des Panzers beteiligt sind.

Acht Staatsanwaltschaften müssen sich mit der Anzeige befassen, auch wenn sich Theisen keinen Illusionen hingibt: Bislang haben sich Gerichte an Grundsatzfragen wie diese nicht herangetraut. Auf der Anklagebank sitzen stattdessen regelmäßig engagierte Bürger wie er. Mehr als ein Dutzend Mal stand Theisen schon vor Gericht, weil er an Sitzblockaden teilgenommen oder Bundeswehrsoldaten zu Befehlsverweigerung aufgerufen hat. Fast alle Verfahren wurden früher oder später eingestellt. Dreimal musste er in den Knast, weil er Geldstrafen nicht begleichen wollte. Er habe nichts Unrechtes getan, sagt Theisen, warum sollte er also zahlen?

Seit 25 Jahren ist er in der Friedensbewegung aktiv. Als Kind der 80er wurde er geprägt vom Lebensgefühl der atomaren Bedrohung, glaubte, keinen Nachwuchs in diese Welt setzen zu dürfen. Er hat es sich anders überlegt und beschlossen, diesem Gefühl der Ohnmacht etwas entgegenzusetzen. Seitdem engagiert sich Theisen gegen Kriege und Rüstung, ist Mitglied beim Grundrechtekomitee und in der DFG-VK, hat geheiratet und sogar zwei Kinder bekommen. Für sein Engagement gibt es auch eine biografische Spur: Sein Vater diente in der Fremdenlegion in Indochina. Das hat Theisen früh die Schrecken des Krieges vor Augen geführt.

Seit 18 Jahren arbeitet er in einer Suchtklinik. Ihm ist wichtig zu betonen: Er ist kein »Hobbydemonstrant«, der nichts Besseres zu tun hat. Er ist ein Bürger, der sich neben Job und Familie engagiert. Weil es sein muss. Ines Wallrodt