nd-aktuell.de / 28.05.2013 / Kultur / Seite 4

Dinosaurier

Reinhold Beckmann beendet 2014 seine Talkshow

Jürgen Amendt

Die ARD hat ein Problem mit dem, was Dietmar Schönherr vor ziemlich genau 40 Jahren »eine Rederei« nannte. Und zwar besteht dieses Problem, seit aus der »Rederei« eine »Plauderei« und damit die Sinnlosigkeit zum Gesprächsprinzip erklärt wurde. Kein Tag, an dem keine Talkshow zur Publikumsbelästigung über den Bildschirm flimmert. Sie nennen sich Maischberger, Will, Jauch, Plasberg, Illner, Schöneberger, Lanz, Beckmann und lassen die immer gleichen Menschen über die immer gleichen Themen reden: Euro-Krise, Steuerflucht und Magersucht. Das Publikum, vor allem das der ARD, ist der Talkshow-Schwemme mittlerweile müde geworden.

Und genau das ist das Problem der Programmverantwortlichen: Vor einigen Jahren rüstete man die Anstalt mit gleich fünf Talkshows auf. Ein Überangebot, wie sich anhand der sinkenden Quoten belegen lässt. Also muss eine der fünf Sendungen weichen. Seit Monaten pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass Reinhold Beckmann dran glauben muss, der Dinosaurier der ARD-Talker, der seine Sendung »Beckmann« bereits seit 1999 moderiert. Ausgerechnet jene Sendung also, die ab und an das Risiko einging, nicht nur die übliche Politprominenz zu Tisch zu bitten.

Reinhold Beckmann hat jetzt die Initiative ergriffen und von selbst das Ende seiner Talkshow »Beckmann« zum Ende nächsten Jahres verkündet. Er habe das Gefühl, dass es bei der Bewertung seitens der ARD nicht um Qualität gehe, sondern nur um die Frage, welche Sendeanstalt wie viele Talkshows habe, erklärte er in einem Interview mit der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«.

Das ist gewiefte Taktik: Dem Rausschmiss durch eigene Kündigung zuvorkommen. 2014 wird also eine immerhin 16 Jahre währende Ära enden. 1998 kam Beckmann von Sat. 1 - da war er fünf Jahre lang Programmchef - zur ARD. Genauer: zur ARD zurück, denn dort begann 1980 die Karriere des heute 57-Jährigen als freier Mitarbeiter des WDR. Der ARD will er treu bleiben - als Produzent und als Moderator.