nd-aktuell.de / 11.06.2013 / Kommentare / Seite 11

Verschenktes Abenteuerland

Sarah Liebigt würde den Spreepark am liebsten kaufen

Wenn der Wind aus der richtigen Richtung weht, tönt ein leises Quietschen zwischen den Bäumen. Schon von der Elsenbrücke an der Spitze des Treptower Parks aus ist das bunte Riesenrad gut zu sehen. Im einstigen »Kulturpark« ist es heute ruhig, außenrum tuckert die Bimmelbahn, drinnen, im Wald zwischen Wasserrutschenkanälen voller Entengrütze und zerborstenen Saurierfiguren, herrscht Stille.

Der Spreepark ist ein trauriges Beispiel für Fehlplanung, obskure Vorstellungen und Misswirtschaft in Berlin. Immer wieder prallten die Vorstellungen des Landes Berlin auf die Pläne verschiedenster Investoren. Derweil wurden die Schwanenboote geklaut, die Dinosaurier zerlegt, die Gondeln des Riesenrades rosteten vor sich hin - und die eigentlich hervorragende Infrastruktur des Parks fiel Moder, Diebstahl und dem Zahn der Zeit zum Opfer.

Zwanzig Autominuten entfernt vom Alexanderplatz, zwanzig Fußminuten entfernt von der nächsten Anlegestelle der Ausflugsdampfer: Ein neu belebter und der Öffentlichkeit zugänglicher Spreepark läge zentral, wäre eine grüne Oase im Stadtwald mit dem I-Tüpfelchen des Rummels. Berlin hat nicht bereits den guten Ruf der grünsten Stadt Europas. Neben Prärie (Tempelhofer Feld), Seenlandschaft (Tegel-, Müggelsee) und Klein Venedig (zahllose Seitenarme der Spree) hätte die Stadt dann endlich auch ihren ureigenen Rummel zu bieten, der mit so profanen, auf staubigen Parkplätzen errichteten Jahrmärkten rein gar nichts zu tun hätte.