nd-aktuell.de / 14.06.2013 / Politik / Seite 11

Nicht Willkommen

Neue Asylbewerberunterkunft in Mainz stößt bei Anwohnern auf Ablehnung

Robert Luchs, Mainz
Streit um Flüchtlinge in Mainz: Kaum hatte sich die Nachricht verbreitet, dass bis zu 60 Menschen aus Bürgerkriegsregionen in einem ehemaligen Hotel in Mainz untergebracht werden sollen, formierte sich Widerstand.

Die CDU spricht von »unwürdigen Zuständen«, doch ist grundsätzliche Ablehnung zu spüren. Bis zu 60 Menschen überwiegend aus Syrien, Irak, Iran und Afghanistan sollen in Mainz in 25 Hotelzimmern à 18 Quadratmetern untergebracht werden. Eine Initiative von Bürgern spricht von »Verschwendung von Steuergeldern« und einem »Brennpunkt«, die Stadt von einer Übergangslösung. Für zwei Jahre hat sie das in einem teuren Wohnviertel gelegene Hotel ab 1. Oktober angemietet. Bürger drohen nun mit rechtlichen Schritten. In dem Hotel waren schon einmal, von den 90er Jahren bis 2006, Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien untergebracht gewesen.

In einer Sitzung des Ortsbeirates weist Gabriele Ebner vom Amt für soziale Leistungen darauf hin, die Stadt habe kurzfristig auf die steigenden Flüchtlingszahlen reagieren müssen. Oft erfahre die Stadt erst von heute auf morgen von der Ankunft der Flüchtlinge. Der Ortsbeirat hatte sich beklagt, zu spät informiert worden zu sein. SPD und Grüne erinnerten an die Mainzer »Willkommenskultur« und forderten die soziale Vernetzung der Neubürger in dem betroffenen Stadtteil Gonsenheim. Inzwischen wurde bekannt, dass die Zahl der Asylbewerber, die Mainz laut Verteilerschlüssel aufnehmen muss, noch steigen wird.

Zum Widerstand gegen die Unterbringung von Flüchtlingen sagte Bernd Drücke vom Mainzer Flüchtlingsrat, Flüchtlinge seien keine Menschen, vor denen man Angst haben müsse. Sie wünschten, in Frieden zu leben, da sie Schlimmes durchgemacht hätten und aus Krisen- und Kriegsgebieten geflohen seien. Wichtig sei es auch, so der frühere Flüchtlingspfarrer Friedrich Vetter, dass die Einheimischen sich um die Flüchtlinge kümmerten und Kontakte aufbauten. Beispielhaft nannte er die Gemeinschaftsunterkunft auf dem Hartenberg. Vor allem die Nachbarn und Kirchengemeinden hätten dort zu einem guten Miteinander beigetragen.