nd-aktuell.de / 18.06.2013 / Kommentare / Seite 11

Trotzreaktion

Bernd Kammer wünscht Friedrichshagen einen langen Atem

Von Schockstarre keine Spur: Gestern Abend wollten sie sich wieder auf dem Marktplatz, praktisch unter den Fittichen ihres Ortsgründers F.Zwo, versammeln, zur mittlerweile 103. Montagsdemonstration. »Das lassen wir uns nicht gefallen«, heißt es in Friedrichshagen nach dem Urteil, das die Flugroute über den Müggelsee bestätigte.

Im Südosten Berlins schein ein besonders aufmüpfiges Völkchen zu wohnen. Neben den Demos gehören Menschenketten um Müggelsee und Rotes Rathaus zu ihrem Protestarsenal. Ihnen wurde aber auch besonders übel mitgespielt. Erst vor zwei Jahren erfuhren sie, dass die Flugzeuge über ihre Köpfe hinweg starten werden, also zu einem Zeitpunkt, als das Planfeststellungsverfahren lange gelaufen war. Sie hatten somit keine Chance, sich an diesem Planungsverfahren zu beteiligen und ihre Interessen zu vertreten. Die Richter urteilten jedoch, dass nach deutschen Recht die Umweltverträglichkeitsprüfung während des Planfeststellungsverfahrens ausreicht, auch wenn die Flugzeuge später ganz andere Routen nutzen.

Und dadurch künftig vielleicht auch das Berliner Trinkwasser gefährden. Ob es so ist, wurde nicht untersucht. Stattdessen wird darauf verwiesen, dass ja auch am Tegeler See keine Verunreinigung des Trinkwassers bekannt ist. Dort wird es aber im Gegensatz zum Müggelsee aus großer Tiefe gewonnen. Auch wird nicht der See überflogen, sondern die Havel, die aus dem See herausfließt.

Die Friedrichshagener wollen das Urteil anfechten und notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Man kann ihnen nur einen langen Atem wünschen.