Trotzreaktion

Bernd Kammer wünscht Friedrichshagen einen langen Atem

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Schockstarre keine Spur: Gestern Abend wollten sie sich wieder auf dem Marktplatz, praktisch unter den Fittichen ihres Ortsgründers F.Zwo, versammeln, zur mittlerweile 103. Montagsdemonstration. »Das lassen wir uns nicht gefallen«, heißt es in Friedrichshagen nach dem Urteil, das die Flugroute über den Müggelsee bestätigte.

Im Südosten Berlins schein ein besonders aufmüpfiges Völkchen zu wohnen. Neben den Demos gehören Menschenketten um Müggelsee und Rotes Rathaus zu ihrem Protestarsenal. Ihnen wurde aber auch besonders übel mitgespielt. Erst vor zwei Jahren erfuhren sie, dass die Flugzeuge über ihre Köpfe hinweg starten werden, also zu einem Zeitpunkt, als das Planfeststellungsverfahren lange gelaufen war. Sie hatten somit keine Chance, sich an diesem Planungsverfahren zu beteiligen und ihre Interessen zu vertreten. Die Richter urteilten jedoch, dass nach deutschen Recht die Umweltverträglichkeitsprüfung während des Planfeststellungsverfahrens ausreicht, auch wenn die Flugzeuge später ganz andere Routen nutzen.

Und dadurch künftig vielleicht auch das Berliner Trinkwasser gefährden. Ob es so ist, wurde nicht untersucht. Stattdessen wird darauf verwiesen, dass ja auch am Tegeler See keine Verunreinigung des Trinkwassers bekannt ist. Dort wird es aber im Gegensatz zum Müggelsee aus großer Tiefe gewonnen. Auch wird nicht der See überflogen, sondern die Havel, die aus dem See herausfließt.

Die Friedrichshagener wollen das Urteil anfechten und notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Man kann ihnen nur einen langen Atem wünschen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal