nd-aktuell.de / 31.07.2013 / Brandenburg / Seite 9

Einzelticket ab Donnerstag 20 Cent teurer

Preise im Nahverkehr steigen schneller als die Inflationsrate

Bernd Kammer
Gestiegene Energie- und Personalkosten: In Berlin steigen wieder einmal die Preise für den öffentlichen Nahverkehr
Gestiegene Energie- und Personalkosten: In Berlin steigen wieder einmal die Preise für den öffentlichen Nahverkehr

Am Donnerstag ist es mal wieder so weit: Der Nahverkehr in Berlin und Brandenburg wird teurer. Ein Jahr nach der letzten Erhöhung steigen die Ticketpreise für Busse und Bahnen im Durchschnitt erneut um 2,8 Prozent und damit fast doppelt so schnell wie die Inflationsrate in Deutschland.

Bei vielen Fahrscheinen liegt die Steigerungsrate sogar noch weit darüber. So kostet der Einzelfahrschein für Berlin künftig 2,60 Euro, ein Plus von 8,3 Prozent. Das Einzelticket für Kinder erhöht sich um zehn Cent auf 1,60 Euro - plus 6,7 Prozent. Die Mitnahme eines Fahrrades wird mit 1,70 statt 1,60 Euro um 6,3 Prozent teurer.

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) tröstet damit, dass in anderen Verbünden die Preise noch stärker anziehen und begründet die Anhebung mit gestiegenen Energie- und Personalkosten. Letztere würden in Brandenburg beispielsweise wegen höherer Tarifabschlüsse in den kommenden zwei Jahren um fast acht Prozent steigen.

Bei der BVG legten sie 2012 um 3,1 Prozent zu. Die Energiekosten dagegen blieben fast konstant. »Bei Diesel sind sie sogar gesunken«, sagt der Vize-Vorsitzende des Fahrgastverbandes Igeb, Jens Wieseke. Er hält die Fahrpreissteigerungen für unbegründet. »Die S-Bahn liefert noch nicht die entsprechende Qualität, und die BVG macht ihre Hausaufgaben nicht.«

So gebe es bei ihr im Gegensatz zur Hamburger Hochbahn kein Programm zur Energieeinsparung, außerdem sei die BVG mitverantwortlich für die schleppende Umsetzung des Beschleunigungsprogrammes besonders bei Bussen. So habe die BVG kein Interesse daran, Busse durch Vorrangschaltungen an Ampelanlagen schneller zu machen.

Dadurch könnten weniger Fahrzeuge eingesetzt werden, was Kosten sparen und einen Teil der Tariferhöhungen auffangen würde. Allerdings gebe es dann auch weniger Geld vom Senat, moniert Wieseke diesen »Konstruktionsfehler«.

Die BVG hatte die Planungen für die Ampelanlagen eingestellt, weil die Verkehrslenkung Berlin, die die Schaltungen anordnen muss, damit nicht hinterherkam. Die BVG will nun mit eigenem Personal aushelfen. Von dem Planungsstopp waren laut Senat 100 Ampelanlagen betroffen. Bis 2015 sollen beim Bus 115 umgerüstet werden.

Dass deshalb im nächsten Jahr die Tariferhöhung ausfällt, glaubt auch Wieseke nicht. Kleiner Trost: Alte VBB-Fahrscheine können noch bis 14. August genutzt werden. Danach kann man sie gegen Zahlung des Differenzbetrages bis Jahresende umtauschen.