nd-aktuell.de / 14.08.2013 / Politik / Seite 11

Bund gibt Millionen für Garnisonkirche

Potsdamer LINKE protestiert gegen den Einsatz staatlicher Mittel

Andreas Fritsche
Der umstrittene Wiederaufbau der 1968 als Kriegsruine gesprengten Potsdamer Garnisonkirche wird zum Bundesprojekt. Die LINKE kritisiert den Einsatz staatlicher Mittel.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) spendiert aus seinem Etat in den kommenden zwei Jahren je sechs Millionen Euro für den umstrittenen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche. Damit stellt der Bund mindestens zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Für den Kirchturm, der möglichst bis 2017 fertig werden soll, benötigt die mit dem Wiederaufbau betraute Stiftung 40 Millionen Euro.

Ein »national bedeutsames Bauwerk« werde wiederhergestellt, »das in einem barbarischen Akt vom SED-Regime zerstört wurde«, sagte Staatsminister Neumann am Montag.

Für die LINKE ist es damit an der Zeit, ihre Haltung zu überdenken. Ursprüngliche Pläne extrem konservativer Kreise, die alte Militärkirche auferstehen zu lassen, hatte die LINKE abgelehnt, auch in dem Wissen, dass die Preußen hier einst die Fahnen besiegter Regimenter zur Schau stellten und die Nazis in der Garnisonkirche am 21. März 1933 die Eröffnung eines Reichstags inszenierten, aus dem die KPD-Abgeordneten schon entfernt waren. Adolf Hitler hatte bei dieser Gelegenheit dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die Hand geschüttelt. Ein Augenblick mit Symbolkraft!

Dem »interessanten Konzept Versöhnungskirche«, so Potsdams Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, hatte sich die LINKE dann aber nicht verschlossen. Sie tolerierte diesen Plan der evangelischen Kirche unter der Bedingung, dass er mit Spenden finanziert wird. Der erhebliche Bundeszuschuss sorgt jetzt für einen Stimmungswandel. »Ich habe kein Verständnis dafür, nicht zusammengekommene Spenden durch staatliche Mittel auszugleichen«, reagierte Scharfenberg. »Darüber wird die LINKE zu reden haben.« Die Stadtverordnetenversammlung habe zwar tatsächlich nur beschlossen, dass die Kommune kein Geld dazugibt. Intention dabei sei aber gewesen, dass überhaupt keine staatlichen Mittel fließen. Schließlich könnte die Summe besser verwendet werden, etwa für den dringend notwendigen Bau von Sozialwohnungen, sagte Scharfenberg.

Über den Hinweis des Kulturstaatsministers auf einen »barbarischen Akt« des »SED-Regimes« regte sich Potsdams LINKE-Kreischef Sascha Krämer auf. Barbarisch sei gewesen, »dass Deutschland den Zweiten Weltkrieg angefangen hat«, betonte er. Doch davon sei in Neumanns Pressemitteilung keine Rede. Die Garnisonkirche wurde bei einem Bombenangriff 1945 schwer beschädigt, die Ruine mit dem bis dahin noch benutzten Turm 1968 gesprengt.

Mit den zwölf Millionen komme man dem Wiederaufbau »einen großen Schritt näher«, schwärmte der evangelische Altbischof Wolfgang Huber. Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung, verspricht sich von Neumanns Zusage eine Initialzündung für die Spendenbereitschaft. »Nun werben wir um weitere private Unterstützung - mehr denn je!«

Kürzlich erteilte die Stadt die Baugenehmigung. Angesichts der Spenden - erst 6,5 Millionen Euro sind beisammen - drohe eine Dauerbaustelle, rügten da Gegner des Projekts. Sie argwöhnten, dass früher oder später der Staat einspringen müsse.