nd-aktuell.de / 18.09.2013 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

Nur in besten Innenstadtlagen

Der österreichische Investor René Benko schnappt sich die Luxushäuser von Karstadt

Kurt Stenger
Die Luxus- und die Sportkaufhäuser von Karstadt werden künftig von einer österreichischen Immobilienfirma betrieben. Haupteigentümer ist ein junger Selfmade-Multimillionär.

»Geld kommt, wenn man Erfolg hat«, lautet das Motto von René Benko. Über einen Mangel an diesem braucht sich der Immobilieninvestor wahrlich nicht zu beklagen. Lange vor dem aktuellen Karstadt-Deal hatte es der heute 36-Jährige unter die 50 reichsten Österreicher geschafft.

Dabei stammt der Sohn eines Gemeindebeamten und einer Kindergärtnerin aus wenig mondänen Verhältnissen: Mit 17 brach er vor dem Abitur die Handelsschule ab, um in Immobilien zu machen. Das Geld brachte ein befreundeter Millionenerbe mit. Los ging es mit der Sanierung von Dachböden - und von da an steil bergauf. 1999 gründete der gebürtige Tiroler sein eigenes Unternehmen: die Signa Holding, die nur in besten Lagen investiert und mit fünf Milliarden Euro Immobilienvermögen heute zu den Großen in Europa zählt.

Wohngebäude werden luxussaniert, denn dies »führt zu attraktiveren Mietern und in der Folge zu höheren Erträgen«, wie es auf der Webseite heißt. Geschäftsimmobilien werden lukrativer verwertet. So eröffnet 2014 in der früheren Länderbank-Zentrale in Wien ein Fünf-Sterne-Hotel von Park Hyatt, ins Erdgeschoss zieht eine Prada-Boutique. Überhaupt ist Signa in der Wiener City größter privater Eigentümer. Aber auch die Zen-trale der Deutschen Börse in Eschborn und ein Shoppingcenter an der Düsseldorfer Nobel-Einkaufsmeile Kö gehören zum Portfolio.

Mann des Jahres

Benko, der gerne eine sündteure Goldspange trägt, hatte Ende 2012 auch 17 Karstadtimmobilien für 1,1 Milliarden Euro erworben. Doch er wollte gerne Warenhäuser operative selbst betreiben. Bei Kaufhof kam Signa 2011 zwar nicht zum Zug, da Konzernmutter Metro den Verkauf abblies. Nun aber darf man bei den Luxus- und Sportwarenhäusern von Karstadt zeigen, was man drauf hat.

Geschäftlicher Erfolg wird natürlich mit Preisen honoriert. Vor allem 2011, als Benko vom Landeshauptmann zum »Tiroler des Jahres« und vom Wirtschaftsmagazin »Trend« zum »Mann des Jahres« gekürt wurde. Gerade im Immobiliensektor läuft ohne Netzwerke wenig. Wie es heißt, lädt er gerne in seine Villa am Gardasee oder zu Jagden in sein Tiroler Jagdrevier ein. Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zählt Benko zu seinen Freunden, bei Signa stieg der griechische Reeder-Milliardär George Economou groß ein.

Allerdings können Netzwerke auch überstrapaziert werden: Benko soll 2009 seinen Steuerberater beauftragt haben, in einer italienischen Steuersache dem kroatischen Ex-Premier Ivo Sanader 150 000 Euro zu bieten, wenn dieser seine Beziehungen zu Ministerpräsident Silvio Berlusconi spielen lasse. Vor Gericht ist Benkos Erfolgssträhne dann doch gerissen: Wegen »versuchter verbotener Intervention« bekam er ein Jahr Haft auf Bewährung - das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.