Nur in besten Innenstadtlagen

Der österreichische Investor René Benko schnappt sich die Luxushäuser von Karstadt

Die Luxus- und die Sportkaufhäuser von Karstadt werden künftig von einer österreichischen Immobilienfirma betrieben. Haupteigentümer ist ein junger Selfmade-Multimillionär.

»Geld kommt, wenn man Erfolg hat«, lautet das Motto von René Benko. Über einen Mangel an diesem braucht sich der Immobilieninvestor wahrlich nicht zu beklagen. Lange vor dem aktuellen Karstadt-Deal hatte es der heute 36-Jährige unter die 50 reichsten Österreicher geschafft.

Dabei stammt der Sohn eines Gemeindebeamten und einer Kindergärtnerin aus wenig mondänen Verhältnissen: Mit 17 brach er vor dem Abitur die Handelsschule ab, um in Immobilien zu machen. Das Geld brachte ein befreundeter Millionenerbe mit. Los ging es mit der Sanierung von Dachböden - und von da an steil bergauf. 1999 gründete der gebürtige Tiroler sein eigenes Unternehmen: die Signa Holding, die nur in besten Lagen investiert und mit fünf Milliarden Euro Immobilienvermögen heute zu den Großen in Europa zählt.

Berggruen kauft Zeit für Karstadt

Nicolas Berggruen zieht mit dem Teilverkauf der Karstadt-Premiumhäuser und von Karstadt Sport einen unsicheren Wechsel auf die Zukunft.

Gut drei Jahre ist es her, da wurde Nicolas Berggruen als Retter gefeiert: Der Kunstmäzen und Gründer philanthropischer Stiftungen, dem seine Partner einen »strengen Geschäftssinn« bescheinigen, übernahm aus der Insolvenz des Touristik- und Handelskonzerns Arcandor die Karstadt-Gruppe.

Mit den Mitarbeitern vereinbarte der deutsch-amerikanische Milliardär eine »Tarifpause«. 2000 von ehemals rund 22 000 Stellen wurden gestrichen. Der aktuelle Umbau wurde nach Karstadt-Angaben aus den eigenen Mitteln des Unternehmens finanziert. Berggruens Kritiker vor allem aus den Reihen der Arbeitnehmervertretungen haben ihn wiederholt aufgefordert, bei der Sanierung auch eigenes Kapital in die Hand zu nehmen.

Doch Berggruen hat jetzt eine andere Lösung gefunden. Für 300 Millionen Euro veräußerte er jeweils 75,1 Prozent der 28 Sport- und der drei Premiumkaufhäuser. Dazu gehören das legendäre Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und das Oberpollinger in München. Als Käufer trat die österreichische Immobilienholding Signa auf, die laut Berggruen schon zuvor der »mit Abstand« größte Vermieter von Karstadt war. Karstadt hatte seine Immobilien in der Not 2006 verkauft und dann angemietet.

Berggruen hat mit dem Verkauf die lukrativen Teile der Gruppe veräußert, dafür Zeit und Geld für die Sanierung der 83 klassischen Warenhäuser gewonnen, die vollständig im Besitz seiner Holding bleiben. Der verbliebene Teil ist noch lange nicht in den schwarzen Zahlen. Geschäftsführer Andrew Jennings wird den Konzern Ende des Jahres verlassen, ohne dass ein Nachfolger bekannt ist. Berggruen versucht, in einem Brief die Mitarbeiter zu beruhigen. »Niemand muss sich Sorgen machen«, schreibt er darin. »300 Millionen werden uns den Freiraum verschaffen, den Karstadt braucht.«

Ver.di sieht das anders. Der Verkauf »schürt Ängste bei den Beschäftigten vor einer Aufspaltung des Unternehmens und bringt große Unsicherheiten, was deren Zukunft angeht«, kritisiert die Dienstleistungsgewerkschaft. Es wäre besser gewesen, wenn Berggruen für die dringend notwendigen Investitionen auf eigene Mittel zurückgegriffen und das Unternehmen als Ganzes erhalten hätte.

 

Wohngebäude werden luxussaniert, denn dies »führt zu attraktiveren Mietern und in der Folge zu höheren Erträgen«, wie es auf der Webseite heißt. Geschäftsimmobilien werden lukrativer verwertet. So eröffnet 2014 in der früheren Länderbank-Zentrale in Wien ein Fünf-Sterne-Hotel von Park Hyatt, ins Erdgeschoss zieht eine Prada-Boutique. Überhaupt ist Signa in der Wiener City größter privater Eigentümer. Aber auch die Zen-trale der Deutschen Börse in Eschborn und ein Shoppingcenter an der Düsseldorfer Nobel-Einkaufsmeile Kö gehören zum Portfolio.

Mann des Jahres

Benko, der gerne eine sündteure Goldspange trägt, hatte Ende 2012 auch 17 Karstadtimmobilien für 1,1 Milliarden Euro erworben. Doch er wollte gerne Warenhäuser operative selbst betreiben. Bei Kaufhof kam Signa 2011 zwar nicht zum Zug, da Konzernmutter Metro den Verkauf abblies. Nun aber darf man bei den Luxus- und Sportwarenhäusern von Karstadt zeigen, was man drauf hat.

Geschäftlicher Erfolg wird natürlich mit Preisen honoriert. Vor allem 2011, als Benko vom Landeshauptmann zum »Tiroler des Jahres« und vom Wirtschaftsmagazin »Trend« zum »Mann des Jahres« gekürt wurde. Gerade im Immobiliensektor läuft ohne Netzwerke wenig. Wie es heißt, lädt er gerne in seine Villa am Gardasee oder zu Jagden in sein Tiroler Jagdrevier ein. Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zählt Benko zu seinen Freunden, bei Signa stieg der griechische Reeder-Milliardär George Economou groß ein.

Allerdings können Netzwerke auch überstrapaziert werden: Benko soll 2009 seinen Steuerberater beauftragt haben, in einer italienischen Steuersache dem kroatischen Ex-Premier Ivo Sanader 150 000 Euro zu bieten, wenn dieser seine Beziehungen zu Ministerpräsident Silvio Berlusconi spielen lasse. Vor Gericht ist Benkos Erfolgssträhne dann doch gerissen: Wegen »versuchter verbotener Intervention« bekam er ein Jahr Haft auf Bewährung - das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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