nd-aktuell.de / 07.11.2013 / Kommentare / Seite 4

Rahmon Allmächtig

Klaus Joachim Herrmann über die Präsidentenwahlen in Tadschikistan

Das genaue Ergebnis müsse Sieger Emomali Rahmon erst noch festlegen, witzelten ernsthafte Beobachter der tadschikischen Präsidentenwahlen vom Mittwoch. Am Donnerstag wird das Resultat bekannt gegeben. Jede Überraschung wäre mehr als eine Sensation. Wem in Kinderliedern mit Verszeilen wie »Du bist die Sonne« und »unser Glück« gehuldigt wird, der gebietet allmächtig über ein Staatswesen und Volk, schon gar über so ein paar Zahlen.

Über 20 Jahre Regentschaft - zuerst als Vorsitzender des Obersten Sowjets, dann als Präsident - kann Rahmon vorweisen. Als er nach dem Ende der Sowjets das »ow« von Rachmonow ablegte, war das kein Abschied von russisch dominierter Vergangenheit. Die einst allmächtige Partei hatte ihre Rolle ausgespielt, doch allmächtige Nachfolger gefunden. Dies Phänomen ist im post-sowjetischen Raum nicht gar so selten - Lukaschenko in Belarus, Nasarbajew in Kasachstan, Alijew in Aserbaidschan ...

Gegner und Kritiker beklagen hier Un-Demokratie, Kult und Gigantomanie. Befürworter und Bedächtige loben Befriedung und Stabilität. Das sind hohe Güter, doch nicht von unbegrenzter Haltbarkeit. Die beklagten Mängel passen so gar nicht zu den gepriesenen Vorzügen. Die Allmacht der Herrscher ist endlich, die des Vorbildes hielt auch nicht ewig.