nd-aktuell.de / 10.01.2014 / Politik / Seite 4

Offen für alle

Heike Taubert ist Spitzenkandidatin der SPD in Thüringen für die Landtagswahl

Hans-Gerd Öfinger

Früher als erwartet ist sie als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im September gekürt. Das Ja durch Vorstand und Parteitag der Thüringer SPD ist jedoch nur noch Formsache. Mit der 55-jährigen Heike Taubert, seit 2009 Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit im Freistaat, will die schwächelnde Sozialdemokratie verlorenes Terrain wieder gut machen und ihren Platz in der Regierung verteidigen. 16,1 Prozent bei der Bundestagswahl und 18,5 Prozent bei der Landtagswahl 2009 sind in der Tat keine starke Ausgangsposition für die SPD, die in den 1920er Jahren Thüringen zu ihren Hochburgen zählte.

Die im Vogtland geborene zweifache Mutter ist von Haus aus Diplomingenieurin und Verwaltungsbetriebswirtin. Ihre Ochsentour begann 1990 im ostthüringischen Ronneburg als Mitbegründerin eines SPD-Ortsvereins und hauptamtliche Kommunalpolitikerin. Dass SPD-Landeschef Christoph Matschie, derzeit Vize-Regierungschef unter der CDU-Frau Christine Lieberknecht, Taubert den Vortritt ließ, war abzusehen. Er hatte sich 2009 mit der zielstrebigen Fixierung auf die CDU an der Basis viele Gegner geschaffen. Zudem könnten ihm als Bildungsminister die aktuellen Proteste gegen Kürzungen an den Hochschulen auch im Wahlkampf auf die Füße fallen.

Klappern gehört zum Geschäft und Taubert dürfte wissen, dass ihr propagiertes Ziel, die SPD zur Nr. 2 oder gar Nr. 1 in Thüringen zu machen, angesichts einer starken LINKEN Wunschdenken ist. Die Kandidatin verkörpert ein personelles Angebot in alle Richtungen und will weder ein Bündnis mit der CDU noch Rot-Rot-Grün ausschließen. Wie sie in den verbleibenden acht Monaten politisches Profil entwickelt und den Spagat als Herausforderin von Lieberknecht und loyale Ministerin im Kabinett schafft, muss sich zeigen.

Taubert ist sechs Monate jünger als Lieberknecht und ähnelt ihr nicht nur äußerlich. Lokalblätter sprechen bereits vom »doppelten Lottchen«. Ob der Versuch, die CDU-Frau als vermeintlich erfolgreiche »Landesmutti« zu kopieren, von Erfolg gekrönt sein wird, entscheidet am Ende der Wähler.