nd-aktuell.de / 26.02.2014 / Kommentare / Seite 4

Die Republik Erdogan

Roland Etzel zu einem Telefongespräch des türkischen Premiers

Roland Etzel

Hat der türkische Ministerpräsident seinem Sohn geholfen, Schwarzgeld auf die Seite zu bringen? Nein sagt oder besser: brüllt vor allem Erdogan sen. Damit ist die Causa um die versteckten Schuhkartons voller Dollar von Erdogan jun. möglicherweise schon abgeschlossen.

Zwar könnte man die Sache juristisch untersuchen, aber wer sollte das tun? Wer wird sich im Interesse der Wahrheitsfindung opfern und bescheiden auf eine eventuelle Rehabilitierung am St. Nimmerleinstag hoffen? Denn wer das in Rede stehenden Telefonat der Erdogans nicht von vornherein zur Fälschung erklärt, hat damit wohl sein Karriereende verkündet. Erdogan sen. erklärt jeglichen Verdacht gegen sich zum »Angriff gegen die Türkei und ihren Ministerpräsidenten«. Mehr als 2000 Polizisten und Justizangehörige, die seit der Razzia gegen korrupte Ministersöhne im Dezember auf Anordnung Erdogans entlassen wurden, wissen bereits, wie sehr er sich als eins mit der Türkischen Republik betrachtet und gegenüber Zweiflern unnachsichtig ist.

Vor drei Wochen gab die Bundeskanzlerin Erdogan in Berlin Gelegenheit, vor Tausenden von Landsleuten des langen und des breiten vom »kriminellen Putsch der Justiz« gegen ihn in der Türkei zu schwadronieren. Deshalb ist das zweifelhafte politische Selbstverständnis dieses Mannes nicht nicht nur eine türkische, sondern auch eine deutsche Peinlichkeit.