nd-aktuell.de / 21.07.2014 / Brandenburg / Seite 12

Eine Art schwebende Wünschelrute

Geophysiker wollen mit einem riesigen Heliumballon-Ring Grundwasser-Reservoirs in der Tiefe aufspüren

Wasser ist in vielen Teilen der Erde ein knappes Gut. Deutsche Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt, mit dem die Suche schneller und effizienter wird.

Mit einem Heliumballon gehen Forscher der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) auf Grundwassersuche. Zwei Wochen lang haben Geophysiker das neue System auf einem Truppenübungsplatz bei Potsdam erprobt. Alles sei leicht zu handhaben und laufe stabil, sagte Projektleiter Friedrich Schildknecht am Ende der Tests.

In den dicht über dem Boden schwebenden Ballon, einem Ring mit einem Durchmesser von 22 Metern, sind Spulen eingearbeitet. Über sie wird im Untergrund ein elektromagnetisches Feld erzeugt. Danach werden die Spulen abgeschaltet. »Wir messen dann, wie schnell das elektromagnetische Feld im Boden zerfällt. Dies gibt uns Hinweise darauf, ob es Wasser gibt«, so Schildknecht.

Mit dem System, das sich die unterschiedliche Leitfähigkeit von Wasser und anderen Stoffen zunutze macht, kann Wasser in einer Tiefe von bis zu 120 Metern gefunden werden. Das System soll in trockenen Regionen weltweit eingesetzt werden. Das Verfahren gebe es bereits seit 30 Jahren, so die Forscher. Bislang mussten die Geowissenschaftler die Spulen jedoch per Hand auf dem Untergrund auslegen. »Das war sehr mühsam und hat ewig gedauert«, erklärte BGR-Referatsleiter Uwe Meyer.

Bei einem Hilfseinsatz in Namibia sei Schildknecht auf die Idee gekommen. »Im Norden an der angolanischen Grenze konnten wir nicht weitersuchen, weil überall Minen lagen«, schilderte er. Das Ballon-Verfahren sei kostengünstiger als die Suche per Helikopter, weil die schweren Messgeräte in einem Kleintransporter am Boden bleiben. Nur die Spulen müssen in die Luft. Die gewonnenen Daten werden an einen Computer übermittelt, später mit GPS-Daten gepaart und zu einer Wasserlandkarte verarbeitet.

Die Entwicklung des riesigen Ballons hat laut BGR bisher 49 000 Euro gekostet. Schildknecht rechnet mit Folgekosten von bis zu 9000 Euro. Dazu kommen nochmals 1800 Euro für eine Heliumfüllung. »Das ist verglichen mit dem erzielten Nutzen kein Geld.« dpa/nd