nd-aktuell.de / 18.10.2014 / Kommentare / Seite 22

Das kann weg!

Heute: Ursula von der Leyen

Leo Fischer

Viel sensationeller als die Revolution, eine Frau zum Verteidigungsminister zu haben, schien mir anlässlich ihrer Inthronisation 2013, dass sie tatsächlich so dumm war, ausgerechnet dieses Amt anzunehmen. Angesichts der aberwitzigen Schleudersitzkarrieren ihrer Vorgänger, angesichts all der alten Raubtiere in einem der intrigantesten und verrufensten Ministerställe überhaupt - wo war da der vielgepriesene Machtinstinkt der von der Leyen, wo war ihre Cleverness hinter biederer Fassade? Wo war vor allem ihre so oft behauptete Nähe zu Merkel? Wenn sich die beiden wirklich so nahestehen, wie gemeinhin behauptet, warum hat ihr Merkel dieses undankbarste und schmählichste Amt überhaupt angetragen?

Es war offensichtlich alles gelogen. Die Sache mit der Freund- schaft, die Sache mit dem Instinkt. Und vor allem die Geschichte mit der Cleverness. Bei alldem muss es sich wohl um Legenden jener Art handeln, die müde Politjournalisten in ihre Artikelchen weben, um den leeren Funktionärs-Larven, die sie zu beschreiben haben, den Anschein eines Innenlebens zu geben. Jedoch: Kein Geist ist da. Der verbindliche Tonfall der Medizinerin, das stählerne Margaret-Thatcher-Lächeln, all das kann doch nicht den rabiaten Wahnsinn dieser Frau kaschieren, diese »Hoppla-jetzt-komm-ich«-Attitüde, diese aufgekratzte gute Laune, diesen Fanatismus der Machbarkeit - der all die neoliberalen Märchen von der Vereinbarkeit von Familie und Tötungshandwerk nicht nur glaubt, sondern auch lebt und ihn anderen ins Leben drücken möchte.

Wenn es nicht so langweilig antiamerikanisch wäre, ließe sich mit einigem Recht behaupten, Ursula von der Leyen sei so etwas wie die deutsche Sarah Palin; wenn es nicht verboten wäre, könnte man sie auch den Wirklichkeit gewordenen Traum aller Ausbilderinnen im »Bund deutscher Mädel« nennen: gebären, um zu töten, töten, um zu gebären, die Natur als geistloser Zyklus der Reproduktion, und in seiner Mitte die von der Leyen, huldvoll lächelnd.

Und wenn das alles nur für irgendwas gut wäre! Doch gerade hat sie erklärt, ihre jahrelang kaputtgesparte Schrottarmee selbstverständlich nicht gegen den IS einsetzen zu wollen, also den einzigen Gegner, von dem sich seit Hitler so ungefähr alle einig sind, dass er weg muss. Ihr Rasen, davon ist fest auszugehen, hat noch lang kein Ende; denn wer verteidigungspolitisch ernsthaft auf Drohnen setzt, will auch keine Wahlen mehr gewinnen, dem ist mittlerweile schlicht alles wurscht. Wahrlich, eine bessere Nachfolgerin Merkels ist schwer vorstellbar.