nd-aktuell.de / 26.01.2015 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Angespannte Stimmung in Davos

Weltwirtschaftstreffen im Zeichen globaler Krisen

Davos. Die Warnung von Gary Cohn, dem Präsidenten der US-Investmentbank Goldman Sachs, war in ihrer Schärfe nicht misszuverstehen: »Wir befinden uns in einem Währungskrieg«, sagte Cohn in Davos. Einer der einfachsten Wege, die eigene Wirtschaft anzuschieben, sei, »die Währung aufzuweichen«, so der Banker. Die Europäische Zentralbank verteidigte ihr Milliarden-Programm zum Anleihenankauf auf dem Weltwirtschaftsforum und rief die Euro-Staaten zu mehr Reformeifer auf. Man habe wegen einer drohenden Deflation - einer die Konjunktur lähmenden Abwärtsspirale bei Preisen für Waren und Dienstleistungen - keine andere Wahl gehabt, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré am Samstag. Es sei nun an den Regierungen, mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen Investitionen und Wachstum zu fördern.

An den am Mittwoch eröffneten Beratungen des Weltwirtschaftsforums hatten 2500 prominente Vertreter aus Wirtschaft und Politik sowie von internationalen Organisationen teilgenommen. Deutschland war durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehrere Minister vertreten.

Beobachter beschrieben die Stimmung auf dem diesjährigen Treffen der Mächtigen als angespannt. Vor einem Jahr war noch Frohlocken angesagt, die Eurokrise schien überstanden. Jetzt ist sie mit Macht zurückgekehrt. Und sie gesellt sich zu anderen Krisen: die soziale Krise durch die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die Sicherheitskrise durch das Erstarken des gewaltbereiten Extremismus und die Bürgerkriege im Nahen Osten, die anhaltende Klimakrise und die Ukraine-Krise. »Die geopolitischen Probleme sind im Moment überragend«, so Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank. nd/Agenturen