nd-aktuell.de / 06.02.2015 / Sport / Seite 19

Hertha BSC entlässt Trainer Jos Luhukay

Nach der dritten Niederlage in Folge droht den Charlottenburgern nach 2010 und 2012 erneut der Abstieg in die 2. Bundesliga

Matthias Koch
Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Leverkusen war der Kredit des Trainers endgültig verspielt. Jetzt soll Pal Dardai es richten.

Jos Luhukay sprang sofort auf. Der Trainer von Hertha BSC verließ unmittelbar nach dem Abpfiff der Partie gegen Bayer Leverkusen die Bank. Mit gesenktem Kopf und in den Taschen seiner blauen Jacke vergrabenen Händen stapfte der Niederländer die Treppen in Richtung der Kabine im Berliner Olympiastadion hinunter. Trotz der schwachen Leistung seiner Elf bei der 0:1-Niederlage, die Hertha auf Abstiegsrang 17 zurückwarf, war sich Luhukay noch sicher, die Akteure auch am Sonnabend im Auswärtsspiel bei Mainz 05 betreuen zu dürfen.

»Das Entscheidende ist, dass ich eine Mannschaft gesehen habe, die einen guten Auftritt als Team hatte. Dass wir in der zweiten Halbzeit nicht die letzte Durchschlagskraft nach vorn hatten, haben wir auch gesehen. Das ist etwas, was wir uns demnächst wieder neu erarbeiten müssen«, sagte Luhukay. »Ich rechne damit, dass ich in den nächsten zwei Tagen die Mannschaft wieder so gut wie möglich vorbereite. Dann fahren wir guten Gewissens und mit Vertrauen nach Mainz.« Daraus wird nichts. Am Donnerstag, kurz nach 13 Uhr, verkündete Hertha BSC das Aus von Luhukay. Auch seine Assistenten Rob Reekers und Markus Gellhaus müssen wie Luhukay nach zweieinhalbjähriger Tätigkeit gehen. »Wir hatten eine lange Nacht, haben alles analysiert und am Morgen entschieden, uns vom Trainerteam zu trennen. Wir brauchen neue Impulse«, begründete Manager Michael Preetz den Wechsel auf der Übungsleiterposition.

Auf der Pressekonferenz am Nachmittag erfolgte bereits die Vorstellung von Luhukay-Nachfolger Pal Dardai, dem Rainer Widmayer an die Seite gestellt wird. Der 38-jährige Dardai ist mit 286 Einsätzen Herthas Bundesliga-Rekordspieler. Der Ungar arbeitete zuletzt im Nachwuchsbereich der Charlottenburger und wirkte parallel als Interimstrainer der ungarischen Nationalelf. Der 47-jährige Widmayer verfügt ebenfalls über Hertha-Erfahrung. Er war von Sommer 2010 an anderthalb Jahre Co-Trainer unter Markus Babbel. Dardai und Widmayer sollen es »bis auf Weiteres« richten, erklärte Preetz. Vom neuen Cheftrainer Dardai hält Preetz sehr viel. »Ich bin total überzeugt von ihm. Wir haben eine gemeinsame Zeit als Spieler. Er ist ein ehrlicher, harter Arbeiter«, meinte Preetz.

Die Hertha-Anhänger hatten vor dem Anpfiff gegen Leverkusen, für das Torjäger Stefan Kießling nach 49 Minuten den entscheidenden Treffer über die Linie würgte, aber nicht nur den Trainerstab als Schuldige an der Misere ausgemacht. »TEAM, TRAINER, MANAGER: KONSEQUENZEN, JETZT!«, lautete der Schriftzug auf einem riesigen Spruchband in der Ostkurve des mit 34 636 Zuschauern nur schwach besuchten Olympiastadions. Auch Manager Preetz, in dessen Amtszeit seit Sommer 2009 bereits zwei Abstiege fielen, steht in der Kritik. Dass die Mannschaft zuletzt drei Mal in Folge ohne einen eigenen Treffer verlor und die Neuzugänge nicht wie erhofft einschlugen, geht auch auf seine Kappe. Sollte Hertha nach 2010 und 2012 nun zum dritten Mal den Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen, könnten auch die Tage von Preetz beim Hauptstadtklub gezählt sein.

Im Vorjahr war Hertha unter Luhukay Tabellenelfter geworden. Jetzt würden sie in Berlin wohl schon mit Rang 15 mehr als zufrieden sein.