nd-aktuell.de / 13.09.2006 / Sport

Keine Auszeit für den Hamburger SV

Der in der Krise steckende Klub empfängt heute Arsenal London in der Champions League

Matthias Koch
Schade, dass Thomas Doll kein Basketballtrainer ist. Dann könnte er jetzt vielleicht eine Auszeit nehmen, mit seiner Mannschaft auf eine einsame Insel fliegen und dort mit den Spielern ein kleines Verwöhnprogramm durchziehen. So bekämen die Kicker des Dinos, der als einziger Verein ununterbrochen seit Gründung der Bundesliga 1963 im Oberhaus mitwirkt, den Kopf möglicherweise frei. Denn die Bilanz des HSV in dieser Saison ist - gemessen an den Ansprüchen - grauenhaft. »Wir haben die Krise«, sagt selbst Torhüter Sascha Kirschstein. In der Liga reichte es bisher nur zu drei Unentschieden. Im DFB-Pokal flogen die Hanseaten schon in der ersten Runde beim Drittligisten Stuttgarter Kickers raus. Die Mannschaft scheint nach den gewollten, aber auch ungewollten Abgängen langjähriger Leistungsträger wie Sergej Barbarez (Bayer Leverkusen), Stefan Beinlich (Hansa Rostock) oder Daniel van Buyten (Bayern München) längst nicht in der Form der Vorsaison zu sein. Spielmacher Rafael van der Vaart ist häufig verletzt; vermeintliche Stammspieler wie Mehdi Mahdavikia oder Benjamin Lauth machen ein Formtief durch. Den argentinischen Last-Minute-Zugang Juan Pablo Sorin zwickt's in der Wade. Doch es gibt es keine Atempause. Der Tabellenelfte der Bundesliga steht heute beim ersten Heimspiel in der Champions League gegen Arsenal London - mit dem deutschen Nationaltorhüter Jens Lehmann - erneut auf dem Prüfstand. »Ich fordere von der Mannschaft ein anderes Gesicht«, redet Trainer Doll Klartext. Wenn die Hamburger in der Gruppe G neben Arsenal, FC Porto und ZSKA Moskau etwas reißen wollen, muss gerade in der heimischen AOL-Arena gepunktet werden. »Wenn wir gegen Arsenal ein Erfolgserlebnis haben, wird man danach einen anderen HSV erleben«, glaubt Abwehrspieler Bastian Reinhardt. Jene Freude über die verspätet erreichte Teilnahme an der Champions League, die erst vor Wochen über die haudünne Qualifikation gegen den spanischen Vertreter CA Osasuna (0:0/1:1) realisiert wurde, hat sich inzwischen als trügerisch erwiesen. Nur gut, dass mit Arsenal ein ähnliches Sorgenkind in Hamburg auftaucht. Die Londoner sind nach drei Spieltagen in der englischen Premier League mit zwei Remis und einer Niederlage ebenso noch sieglos. Das jüngste 1:1 im zweiten Heimspiel im neuen Emirates-Stadion war nicht nach dem Geschmack der Fans, die vor wenigen Monaten noch den Einzug ihrer Elf ins Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona (1:2) bejubelt haben. Der Alltag ist trister geworden, in London wie in Hamburg. Heute 20.45 Uhr: Gruppe E: Dynamo Kiew - Steaua Bukarest , Olympique Lyon - Real Madrid. Gruppe F: Manchester United - Celtic Glasgow, FC Kopenhagen - Benfica Lissabon. Gruppe G: FC Porto - ZSKA Moskau, Hamburger SV - FC Arsenal London. Gruppe H: RSC Anderlecht - OSC Lille, AC Mailand - AEK Athen.