nd-aktuell.de / 05.10.2015 / Brandenburg / Seite 12

Vereinte Suche nach Opfern im Oderbruch

Von Januar bis April 1945 war das Oderbruch Schlachtfeld. Viele Opfer der blutigen Kämpfe sind bis heute, 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, nicht gefunden.

Klessin. Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird im Oderbruch noch immer nach Gebeinen von Kriegstoten gesucht. Am Sonntag begann erneut eine Aktion. Sie läuft acht Tage und wird vom Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa organisiert. Rund 40 Ehrenamtliche aus verschiedenen Ländern werden in Klessin (Märkisch-Oderland) gemeinsam nach den Opfern der verbissen geführten Kämpfe graben. Darüber informierte der Verein in einer Mitteilung. Im Frühjahr 1945 waren auf den Kampffeldern Gefallene beider Seiten, Deutsche und deren Verbündete, Rotarmisten und Polen, zurückgeblieben. Sie sollen geborgen und identifiziert werden. Danach würden Behörden die Familien informieren.

Der Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa hatte in diesem Jahr bereits rund um Klessin nach Kriegstoten gesucht. Zudem sollen in der Gemeinde Alt Tucheband, wo im Sommer ein sowjetisches Massengrab entdeckt worden war, die Grabungen beendet werden. Dort waren sterbliche Überreste von 20 gefallenen sowjetischen Soldaten geborgen werden. Noch zehn bis 20 Tote würden in dem Grab vermutet, sagte der Sprecher. Auch deren Identität solle mit Hilfe von deutschen und russischen Behörden geklärt werden.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatten sich die Wehrmacht und die Rote Armee, die auf dem Weg nach Berlin war, erbitterte Kämpfe im Oderbruch und insbesondere um die Seelower Höhen geliefert. Zehntausende Menschen kamen dabei ums Leben, Soldaten und Zivilisten. Immer noch werden vor allem bei Bauarbeiten Kriegstote entdeckt.

Der 1992 gegründete Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa mit Sitz in Hamburg ist in ganz Europa aktiv. Die 200 Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Bisher wurden den Angaben zufolge bei über 150 Sucheinsätzen mehr als 7500 Vermisste verschiedener Nationalitäten geborgen. dpa/nd