nd-aktuell.de / 26.10.2015 / Politik

Attacke auf Flüchtlingsbusse in Freiberg

200 Polizisten müssen Asylbewerber vor »spontanem« Anti-Asyl-Aufmarsch schützen / Sitzblockaden von Beamten aufgelöst / Brandstiftung in Asylbewerberheim in Hessen

Berlin. Sitzblockaden und Wurfgeschosse gegen Flüchtlinge - im sächsischen Freiberg haben am Sonntagabend rund 400 »besorgte Bürger«, Rechtsradikale und Mitläufer versucht, ankommende Flüchtlinge zu blockieren und anzugreifen. Nach der Ankunft eines Flüchtlingszuges wurde versucht, die Busse mit den Zufluchtsuchenden zu blockiere. Auch seien die Busse sowie Polizeiwagen mit Lebensmitteln, etwa Äpfeln, beworfen worden. Es habe eine aufgeheizte und aggressive Stimmung geherrscht, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Wörtlich heißt es, gegen die Flüchtlingen hätten »primär normale Bürger«, aber »auch Rechtsorientierte« Front gemacht.

Rund 200 Polizisten waren am Sonntagabend im Einsatz. Rund 50 Menschen waren zudem für die Flüchtlinge auf die Straße gegangen. Zwischen ihnen und den Anti-Asyl-Aufmarsch, zu dem in sozialen Netzwerken aufgerufen worden war, habe es zum Teil heftige verbale Streitereien gegeben. »Es ist aber nicht zur Eskalation gekommen«, sagte ein Polizeisprecher. Am Sonntagabend waren 721 Asylbewerber in Freiberg angekommen, sie wurden nach Leipzig und Dresden gebracht. Der Abtransport vom Bahnhof habe sich wegen der Versammlung und vor allem der Sitzblockaden verzögert; rund zweieinhalb Stunden nach der Ankunft des Zuges sei der letzte Bus abgefahren. Danach habe sich die Versammlung aufgelöst.

Brandstiftung in Flüchtlingsunterkunft Lampertheim

Derweil ist in einem Haus mit einer Flüchtlingsunterkunft im südhessischen Lampertheim nach Angaben der Polizei vorsätzlich ein Brand gelegt worden. Alle 49 Bewohner konnten sich am späten Sonntagabend unverletzt aus dem Gebäude retten. Das Feuer war den Angaben zufolge am Sonntag gegen 22.30 Uhr von Passanten entdeckt worden. Die Feuerwehr konnte den Brand rasch unter Kontrolle bringen. Dennoch ist die Flüchtlingsunterkunft laut Polizei vorerst nicht mehr bewohnbar.

Erste Ermittlungen ergaben den Angaben zufolge, dass Unbekannte in Büroräume im Erdgeschoss des Gebäudes eingedrungen waren. Dort seien Gegenstände herumgeworfen und Getränke konsumiert worden. An mehreren Stellen in der Firma und an einer Stelle im Treppenhaus sei Inventar in Brand gesteckt worden. Hinweise auf einen rassistischen Anschlag lagen demnach zunächst nicht vor. Agenturen/nd