nd-aktuell.de / 23.11.2015 / Kultur / Seite 15

Mosekunds Montag

Wolfgang Hübner

Herr Mosekund hatte frühzeitig einen Adventskalender erworben und zu Hause auf den Tisch gestellt. Je näher die Weihnachtszeit rückte, desto stärker wurde sein Drang zu erfahren, was sich hinter den Türchen verbarg. Herr Mosekund bezähmte die Neugier nach besten Kräften, aber gleichzeitig registrierte er, wie ihn seine Wege durch die Wohnung ohne ersichtlichen Grund immer öfter an dem Tisch vorbei führten. Einmal ertappte er sich sogar dabei, wie er den Kalender in der Hand hielt und am 1. Dezember herumnestelte. Nein, Herr Mosekund, rief er sich erschrocken zur Ordnung, so viel Geduld muss sein! Doch die Unruhe wurde immer stärker. Ende November las Herr Mosekund in der Zeitung, die örtliche Zweigstelle der Nationalen Zeitreserve lade zum Tag der Offenen Tür ein. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, dachte Herr Mosekund erleichtert, schnappte sich den Kalender und machte sich erwartungsvoll auf den Weg.