nd-aktuell.de / 15.12.2015 / Politik / Seite 3

Edgard (29), Anwalt aus Brasilien

»Eigentlich arbeite ich als Menschenrechtsanwalt in Brasilien. Ich sah die Bilder von den Flüchtlingen in Syrien, in der Türkei und auf Lesbos, habe alles hinter mir gelassen und bin einfach losgeflogen.

Die Situation der Flüchtlinge in Europa ist schlimm, sehr schlimm. Aber man darf Europa auch nicht damit allein lassen. Für syrische Flüchtlinge ist es zum Beispiel ziemlich einfach, ein Visum für Brasilien zu bekommen. Dort bekommen sie aber keine Unterstützung: keine Wohnung, keinen Job, keinen Sprachunterricht. Ich bin auch hierher gekommen, um zu zeigen, dass jeder helfen kann, und um andere Menschen in Südamerika zu motivieren, es mir gleich zu tun.

Ich mache eigentlich so ziemlich alles. Es gibt hier viele Freiwillige und Hilfsorganisationen, aber oft ist die Arbeit zwischen ihnen schlecht koordiniert. Ich versuche, das zu verbessern. Außerdem versuche ich mich mit griechischen Anwälten zu vernetzen, um die rechtliche Situation von Helfern und Flüchtlingen hier auf Lesbos zu verbessern.«