Augen zu und weitermachen

Jana Frielinghaus über eine Entscheidung des Papstes

Noch immer glaubt der Heilige Stuhl offenbar, die Abgründe, die sich unter dem Dach der katholischen Kirche auftun, notdürftig abdecken und weitermachen können, als sei nichts geschehen. Anders lässt sich die Entscheidung, das Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße abzulehnen, nicht erklären. Und anders ist auch die erleichterte Reaktion der Bischofskonferenz über das Ende der »schwierigen Zeit der Ungewissheit« nicht zu verstehen. »Persönliche Verfahrensfehler« hat Papst Franziskus bei Heße festgestellt. Vertuschung von durch Geistliche an Kindern und Jugendlichen verübten Sexualverbrechen kann er nicht erkennen. »Nur« einen Mangel an »Aufmerksamkeit und Sensibilität« gegenüber den Opfern.

Auch diesem Papst sind die »Brüder im Nebel«, wie der verstorbene Kardinal Meißner Täter mitfühlend genannt hatte - und jene, die wie Meißner ihre schützende Hand über sie hielten -, wichtiger als die Opfer. Wichtiger also als jene Menschen, die bis heute an den Folgen der erlittenen Gewalt leiden. Verantwortung wird nur Verstorbenen zugeschrieben. Offenbar muss die Abstimmung enttäuschter Kirchenmitglieder mit den Füßen, die sich seit Jahren vollzieht, noch ganz andere Ausmaße annehmen, damit sich irgendetwas bewegt in Kopf und Herz des Klerus.

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