- Politik
- Prinz Andrew
Unehrenhaft
Prinz Andrew steht vor Gericht. Ihm wird Vergewaltigung vorgeworfen
»Ich habe die Tendenz, besonders ehrenhaft zu sein«, behauptete Prinz Andrew, drittes Kind von Königin Elizabeth II., vor Jahren in einem Interview mit der britischen BBC. Womöglich dachte Andrew Albert Christian Edward, Duke of York – so sein voller Name – damals an seine einstige militärische Karriere bei der Royal Navy und zahlreichen Ehrenämter, die einem als Mitglied des britischen Königshauses zwangsläufig zufallen. Was der Duke nicht gemeint haben dürfte, ist sein Umgang mit Frauen. Da beweist der 61-Jährige, dass reiche, weiße, privilegierte Männer sich so verhalten, wie es ihnen vorgeworfen wird: Sie tun, als sei die Welt ihnen Untertan.
Der Herzog von York muss sich demnächst in New York in einem Zivilprozess wegen des Vorwurfs des mehrfachen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen verantworten. Weil sich eine mutmaßliche Vergewaltigung 2001 in New York ereignet haben soll und nach US-Recht verjährt ist, bleibt seiner Beschuldigerin Virginia Giuffre nur der Weg, die Schuld des Prinzen mit einer Schadensersatzklage feststellen zu lassen.
Andrew verhält sich dabei unehrenhaft. Seine Anwälte versuchten lange, die Klage zu verhindern. Inzwischen scheint es die Strategie seiner Verteidigung zu sein, die Glaubwürdigkeit Giuffres in Zweifel zu ziehen. So sollen sich ihre frühere Psychologin und ihr Ehemann zu Giuffres »angeblichen emotionalen und psychologischen Schäden« äußern. Noch heikler wird der Fall, weil es darin auch um den toten US-Milliardär Jeffrey Epstein und dessen Partnerin Ghislaine Maxwell geht, die jahrzehntelang einen Sexhandelsring betrieben und dabei Minderjährige zur sexuellen Ausbeutung an Bekannte vermittelten. Einer davon soll Andrew gewesen sein.
Königin Elizabeth II. zog indes bereits klare Konsequenzen. Sie entzog ihrem einstigen Lieblingssohn alle militärischen Titel und Schirmherrschaften. Als Royal hat Andrew ausgedient.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!