Inflationsprofitlogik

Felix Sassmannshausen über die aktuelle Preisdynamik

  • Felix Sassmannshausen
  • Lesedauer: 2 Min.

Inflation ist ein widerspenstiges Thema. Kaum ein Begriff treibt Ökonom*innen den Angstschweiß so sehr auf die Stirn wie dieses Phänomen voller ungelöster Widersprüche.

Die zeigen sich auch jetzt: Die Inflationsrate befindet sich aktuell auf dem niedrigsten Stand seit rund anderthalb Jahren, meldete das Statistische Bundesamt am Donnerstag. Und die großen Konjunkturforschungsinstitute prognostizierten zuletzt, dass die Teuerungsrate im kommenden Jahr auf die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent sinken wird. Doch nun meldet das Münchener Ifo-Institut, dass wieder mehr Unternehmen ihre Preise erhöhen wollen und sich die Inflation als zäh erweisen könnte. Es ist haarsträubend.

Für etwas Klarheit sorgte vor wenigen Tagen das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung mit einer Studie. Danach gibt es aus Sicht der Ökonom*innen jenseits des Inflationsdrucks durch Lieferkettenprobleme und den russischen Überfall auf die Ukraine einen engen Zusammenhang zwischen großen Gewinnen in einzelnen Branchen und den Preiserhöhungen.

Als »Gierflation« bezeichnen das dem Moralismus zugeneigte Kritiker*innen, die so vermeintlich individuelles Fehlverhalten einzelner Kapitalist*innen geißeln. Doch sie verstellen damit den Blick für die zugrundeliegende Logik. Das IMK spricht dagegen von »Gewinninflation« und trifft eher den Punkt.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

So widersprüchlich und undurchsichtig die (Preis-)Bewegungen im Kapitalismus – vor allem in krisenhaften Phasen – auch sind, beim widerspenstigen Thema Inflation zeigt sich eines recht klar: Das Kapital kann Gelegenheiten, seine Gewinne durch Preiserhöhungen zu steigern, nicht verstreichen lassen. Es ist zum Profit verdammt. Ebenso klar ist aber auch, dass dadurch die Armut unter Arbeiter*innen weiter steigt.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!