Klimabewegung: Ein neues Wir

Es ist die Aufgabe von Klimaaktivisten, in jeden sozialen Kampf die Klimaperspektive einzubringen und Netzwerke aufzubauen

  • Lakshmi Thevasagayam
  • Lesedauer: 3 Min.
In der Kampagne »Wir fahren zusammen« für einen besseren Nahverkehr verbünden sich Klimaaktivisten von Fridays for Future mit der Gewerkschaft Verdi.
In der Kampagne »Wir fahren zusammen« für einen besseren Nahverkehr verbünden sich Klimaaktivisten von Fridays for Future mit der Gewerkschaft Verdi.

Die beeindruckende Mobilisierung zu den Demos gegen rechts in ganz Deutschland war ein Zeichen dafür, dass dieses Thema Menschen auf die Straße bringen kann – mehr noch als bei den letzten Klimastreiks. Aber auf der Straße waren nicht die Menschen, die von den Deportationsplänen der AfD betroffen sind, sondern doch eher Brigitte vom BUND, Dieter aus vom DGB und Lukas und Lena, die mit ihrer WG nach dem Sonntagsbrunch hingeradelt sind. Dass Klimaverbände und -initiativen sich zusammentun mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen, ist wichtig. Auch dass man gemeinsam gegen organisierte Rechte ein Zeichen setzt, kann nach innen einen. Die Frage ist, wer sich auf solchen Veranstaltungen wohlfühlt, wer sich eingeladen fühlt, wer auf der Bühne reden darf.

Aus den Klimastreiks haben wir gelernt, dass wir nur die links-grüne Blase ansprechen, wenn wir immer weiter an Werte wie Demokratie, »Haltung zeigen« und »Fürs Klima kämpfen« appellieren. Dass wir so nicht diverser und vor allem nicht mehr werden, um unsere Ziele zu erreichen. Dafür braucht es mehr als Massenmobilisierung.

Lakshmi Thevasagayam
Lakshmi Thevasagayam

Lakshmi Thevasagayam ist Ärztin, Klima- und Gesundheitsaktivistin und engagiert sich in der Antikohlebewegung.

Wir müssen die AfD entlarven, indem wir den Menschen zeigen, dass diese Partei und ihren Nazi-Freund*innen keinerlei Lösungen für die an der Null kratzenden Kontostände bei Vollzeitbeschäftigung oder für Rentner*innen bieten, die sich von der Politik abgehängt fühlen. Dass wir als soziale Bewegungen – nicht die AfD – die Alternative haben zu steigenden Mieten bei Deutsche Wohnen, Vonovia und Co., die nicht nur Wohnungen zu horrenden Preisen vermieten, sondern auch einer bezahlbaren klimagerechten Sanierung im Weg stehen.

Die Wärmepumpendebatte der Grünen letztes Jahr hat gezeigt, wie man es genau nicht machen sollte – bei vielen Menschen die Angst zu schüren, dass Klimaaktionen am Ende ihr Leben noch teurer machen. Das ist der Zündstoff für die AfD, die Leute auf ihre Seite zu ziehen, die ihren bisherigen Lebensstil bedroht sehen oder sich vernachlässigt fühlen. Dabei müssen wir ernsthaft anfangen, eine Welt zu beschreiben, in der die Rechten mit 30 Prozent und einer kooperierenden CDU im Bundestag sitzen. Lokale Initiativen wie die in Nordhausen, die einen AfD-Oberbürgermeister verhinderte, haben es vorgemacht: mit Gesprächen in Pflegeheimen, Verbänden, mit Videos in der Kita- oder Nachbarschafts-Whatsapp Gruppe zur Aufklärung über den AfD-Kandidaten und seine Positionen. Die direkte Ansprache hat Überzeugbare und Unentschlossene erreicht.

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Dagegen werden wir mit Schlagworten darüber, dass die AfD sich nicht ums Klima schert, nicht weiterkommen. Klima steht bei vielen nicht an erster Stelle. Es wird die Aufgabe von Klimaaktivist*innen sein, in jeden sozialen Kampf die Klimaperspektive einzubringen, Netzwerke aufzubauen und langfristig zu organisieren. Egal ob beim Mietenwahnsinn gegen Vonovia, gegen hohe Heizungskosten durch RWE, beim kaputt gesparten öffentlichen Nahverkehr oder beim Gesundheitssystem: Um klimafreundlich zu wohnen, zu heizen, zur Arbeit zu kommen oder unsere Alten und Kranken zu pflegen, brauchen wir Bewegungen von unten. Ein neues Wir von Menschen, die zum ersten Mal miteinander auf die Straße gehen. Und noch wichtiger: danach gemeinsam an Türen klingeln und mit Leuten reden, zu denen sonst niemand hingeht.

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