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Klimaschutz: Schluss mit dem Leben auf Pump

Ob die Erde überlastet wird, liegt in unserer Verantwortung. Klimaschutz braucht auch Ressourcenschutz

  • Olaf Bandt
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Wirtschaft muss so umgebaut werden, dass nicht mehr Ressourcen verbraucht werden, als nachwachsen können, fordert der BUND.
Die Wirtschaft muss so umgebaut werden, dass nicht mehr Ressourcen verbraucht werden, als nachwachsen können, fordert der BUND.

Am Donnerstag war der deutsche Erdüberlastungstag. In nur vier Monaten haben wir alle erneuerbaren Ressourcen aufgebraucht, die uns für das ganze Jahr reichen müssten. Das heißt: Ab jetzt leben wir auf Pump. Im globalen Vergleich liegt Deutschland mit etwa einem Dutzend weiterer Staaten fast noch im ersten Drittel des Jahres, während der globale Erdüberlastungstag im Sommer sein wird.

Gründe dafür sind unser hoher Energieverbrauch, ein steigender CO2-Ausstoß – vor allem durch den Verkehrssektor –, die industrielle Tierhaltung und die andauernde Umweltverschmutzung. Würden alle Länder so wirtschaften wie Deutschland, bräuchten wir drei Erden. Höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen und eine Ressourcenwende einzuleiten.

Der BUND fordert ein Ressourcenschutzgesetz mit verbindlichen Zielen und Reduktionspfaden, um die Verschwendung unserer Lebensgrundlagen zu stoppen. Ein solches Gesetz sollte sich auf Ressourcen wie Böden und Flächen, Acker- und Weideland, Fischgründe, Grund- und Oberflächenwasser, Wald und Holz beziehen. Bisher fehlt national wie auch international ein entsprechender rechtlicher Rahmen.

Olaf Bandt
Olaf Bandt

2018/10/09; Berlin: Bund fuer Umwelt und Naturschutz...

Olaf Bandt ist Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

In Zeiten der Klimakrise müssen wir unsere Lebensgrundlagen umso mehr schützen – denn mit ihr steigt der Druck auf die knappen Ressourcen und die massiv gefährdete biologische Vielfalt. Immer offensichtlicher zeigen sich die Folgen. Europa ist laut der Europäischen Umweltagentur der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Normalität ist: Das Robert-Koch-Institut zählt in Hitzejahren doppelt so viele hitzebedingte Todesfälle wie Verkehrstote. Ernteausfälle, Wasserknappheit, belastete Böden und Grundwasser – das darf nicht das neue »Normal« werden.

Ohne Frage: Eine wirkungsvolle Klimapolitik liegt in unserem ureigensten Interesse. Da ist es unverständlich, dass die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz gerade entscheidend geschwächt hat. Ambitionierte Klimaziele für einzelne Sektoren sind aber unverzichtbar. Bereiche wie Gebäude und Verkehr müssen noch in dieser Legislaturperiode auf Kurs gebracht werden, wenn wir die Klimaziele für 2030 und 2040 erreichen wollen. Und: Die Sektorziele gelten auch europäisch. Wir erwarten, dass die Bundesregierung jetzt neue Klimaschutzpakete für Gebäude und Verkehr vorlegt.

Einen zukunftsfähigen ökologischen Wandel braucht es an vielen Stellen – und eine Politik, die es uns erlaubt, sparsam und sozial gerecht mit Rohstoffen, Material, Energie, Flächen und Böden zu wirtschaften. Suffizienzpolitik ist das Gebot der Zeit, vom lateinischen sufficere – ausreichen, genügen. Gute politische Vorschläge liegen längst vor: Dazu zählen – neben einem Ressourcenschutzgesetz – eine Kreislaufwirtschaftsstrategie mit messbaren, ambitionierten Ressourcenschutzzielen, das Recht auf Reparatur – wie vom EU-Parlament auf den Weg gebracht –, ein ambitioniertes Verpackungsgesetz. Zudem ein Straßenverkehrsgesetz, das nachhaltige Mobilität in den Städten ermöglicht. Und endlich ein Tempolimit auf Autobahnen – es ist sofort umsetzbar, kostet fast nichts, erhöht die Sicherheit und wird von einer Mehrheit der Bevölkerung befürwortet. Die Bundesregierung muss diese Maßnahmen jetzt verwirklichen. Auch, damit Deutschlands Erdüberlastungstag im Kalender nicht immer weiter nach vorn rückt.

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