Wenn die Wohnung zuwächst

In München kümmert sich ein Verein um Menschen, die unter dem Messie-Syndrom leiden

  • Rudolf Stumberger, München
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Vermüllung ist nach Mietschulden der zweithäufigste Grund für Wohnungsverluste. In Deutschland neigen bis zu zwei Millionen Menschen zur Sammelwut, schätzt ein Hilfsverein aus München.

Am Ende war die Wohnung von Amelie A. nicht mehr begehbar. Der einzige freie Platz in dem 45 Quadratmeter großen Appartement war ein etwa 15 Zentimeter großer Spalt, der es ermöglichte, die Wohnungstüre ein wenig zu öffnen. Ansonsten stapelten sich in den Räumen die Müllsäcke, im Badezimmer bis unter die Decke. Diesen Raum hatte die 50-Jährige vor acht Jahren zum letzten Mal betreten. Auch das Wohnzimmer glich einer Müllkippe, war mit Säcken voller Abfall übersät. Amelie A. schlief in einer Mulde des Müllbergs, hatte dort auch eine Leselampe befestigt. Diesen Platz verließ sie lediglich, um Einkaufen zu gehen. Auf diesen Wegen benutzte sie die öffentlichen Toiletten. Die Wohnung der ehemaligen Krankenschwester hatte seit zehn Jahren kein anderer Mensch mehr betreten.

Es ist Dienstag Vormittag, zehn Uhr. Die Münchner Plinganserstraße zieht sich durch eine typische Vorstadtgegend, hier wechseln sich Handyläden mit Dönerbuden ab. Unter der...


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