»... und bleibe am liebsten hier«

Die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Teil XI der nd-Serie über die DDR 1976

  • Karsten Krampitz
  • Lesedauer: ca. 8.5 Min.

Da sang einer aus der DDR in Köln gegen Berufsverbote und für eine sozialistische BRD. Doch der große Widerspruch von Macht und Geist, den die SED nie auflösen konnte, eskalierte an: Wolf Biermann.

Vor ein paar Jahren darauf angesprochen, erinnerte sich der hoch betagte Hermann Kant noch gut: Er sei dabei gewesen als Biemann zum ersten Mal in der Akademie bei Stephan Hermlin in der Veranstaltung auftrat. Im Dezember 1962 war das. Und es sei unverkennbar gewesen, »hier kam etwas Neues. Hier kam ein toller Mann, keine Frage«.

Ein damals noch unbekannter Philosophiestudent, Sohn eines in Auschwitz ermordeten Hamburger Kommunisten und selbst Kandidat der SED, hatte dem Abend im Jahr 1962 seinen Stempel aufgedrückt. In der DDR sah er den besseren deutschen Staat; die alten Männer aber sollten abtreten: »Setzt Eurem Werk ein gutes Ende / indem ihr uns den neuen Anfang lasst«. Was für ein Skandal! Hermlin, Sekretär für Dichtkunst und Sprachpflege in der Akademie der Künste, verlor seine Anstellung.

In »Neues Deutschland« vom 6. April 1963 erklärte Hermlin: »Diese Entscheidung war richtig, und ich stimmte mit allen anderen für ...


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