Vom sinnlosen Absaufen

»Ophelias Zimmer« von Katie Mitchell an der Berliner Schaubühne

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Die Regisseurin Katie Mitchell will an der Schaubühne demonstrieren, dass die Opferrolle Ophelias aus Shakespeares »Hamlet« ein vermeintliches Klischee ist. Doch ihr Versuch hat etwas unfreiwillig Komisches.

Ophelia ist nicht die Hauptperson in Shakespeares »Hamlet«. Das ist natürlich Hamlet, Prinz von Dänemark, er hat eindeutig den meisten Text, seine Gratwanderung zwischen Verstellung und Wahn, zwischen Aufklärung und blinder Rache, bestimmt das Stück. Es heißt schließlich auch »Hamlet« und nicht »Ophelia«.

Es war also nur eine Frage der Zeit, bis dieses Ungleichgewicht feministischen Widerspruch herbeirufen musste. Katie Mitchell gibt die Frauenbeauftragte der Berliner Schaubühne und sagt, so geht das nicht, das ist nicht korrekt. Wird Ophelia nicht genauso verrückt wie Hamlet? Also ist es diskriminierend, sie bloß immer als »schönste Wasserleiche« der Dramenliteratur zu behandeln. Ein Satz von Shakespeare, den er Ophelia sagen lässt, reichte allerdings, um diesen faden zeitgeistigen Ansatz zu demontieren: »Oh welch ein edler Geist ist hier zerstört!«

Mitchell jedoch nimmt Alice Birchs »Ophelias Zimmer« und inszeniert es als w...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.