Inkompetenz in Uniform
Nicolas Šustr will keine Wachrambos in Unterkünften
Keine Frage, es gehört sicher nicht zu den entspanntesten Tätigkeiten, sich um Menschen zu kümmern, die seit Wochen oder Monaten in völlig ungeeigneten Massenquartieren ohne Privatsphäre und ohne gesicherte Perspektive ausharren müssen. Da gibt es täglich Spannungen, nachvollziehbar und voraussehbar. Das Problem ist immer wieder das gleiche, schlecht geschulte Wachmänner von schnell gegründeten Wald-und-Wiesen-Firmen - die gesetzlichen Voraussetzungen sind nicht sehr hoch - werden auf die Menschheit losgelassen. Manchmal sind sie von sich aus aggressiv, manchmal können sie fremde Aggressionen nicht auffangen. Das Zauberwort Deeskalationsschulungen haben viele noch nie gehört, geschweige denn daran teilgenommen.
»Ein Migrationshintergrund reicht nicht aus, um zu sagen, die Wachleute haben interkulturelle Kompetenz«, sagt LINKEN-Migrationsexperte Hakan Taş und fordert ein generelles Sicherheitskonzept für die Unterkünfte. Die Betreiber klagen immer wieder - meist hinter vorgehaltener Hand - über ihren Wachschutz. Aber eigentlich können sie ihn doch selber auswählen. Und wenn der Vertrag schon einmal läuft, den Abzug negativ auffallender Mitarbeiter verlangen. Das scheint nur sehr selten zu passieren. Über die Gründe kann man nur spekulieren, der Preis gehört sicher dazu. »Der Betreiber trägt die Gesamtverantwortung und muss sich grundsätzliche Gedanken machen«, sagt Taş dazu. Die von den Piraten geforderte Kennzeichnungspflicht für Wachleute wurde erst am Montag von Rot-Schwarz abgelehnt. In Karlshorst macht man sich Gedanken, auch darüber, wer bewacht wird. Dazu musste wohl erst der Heimleiter einen Schädelbruch erleiden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.