Suppe essen, nicht auslöffeln

Wolfgang Kohlhaase - ein großer deutscher Drehbuchautor wird 85

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Er ist einer der menschenverliebtesten deutschen Filmautoren. Dabei zieht er die Geliebten weder nackt aus, noch kleidet er sie ein bis auf den Putz. Er nimmt ihnen nicht ihr Geheimnis und setzt ihnen keines auf.

In der Zeit, die wir die unsere nennen, sind wir Zufällige; ebenso im Raum, in den es uns warf. Wer mag angesichts dessen schon das wahre Glück erfahren, also: Wer darf noch im Ausklang seiner Tage - zumal in Deutschland - eine ungebrochene Bindung zu seinen Anfängen spüren? Über wem wölbt sich, nach so vielen Wechseln, ein schöner Bogen aus gelebter Kontinuität? Wolfgang Kohlhaase sagt’s treffend: »Jede Generation hat ihre Morgenstunde und ihren Tag und ihren Abend. Niemand besitzt das ganze Bild der Zeit, in der er lebt. Die Gewissheiten wachsen langsam und sind anfechtbar. Die Rechnungen werden nachgereicht.«

Die Rechnungen. Und der Mensch als einzige Münze, mit der auf dieser Welt gehandelt wird. Er ist der niedrigste Einsatz für jene Glücksspiele, die immer mit dem Gewinn der Bank enden und dann - Geschichte genannt werden. Oben jedenfalls. Unten nicht. Der Vater Kohlhaases war unten. Maschinenschlosser. Sohn Wolfgang kannte ...


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