Das Universum wird besichtigt

Der Roman beginnt furios. Finn Schliemann, etwa so alt wie sein Autor (Nis-Momme Stockmann ist Jahrgang 1981, sein Protagonist 1982), lebt irgendwo im Norden Deutschlands, in der kleinen Stadt Thule am Meer, auf dem platten Land. Deshalb bricht das Wasser in die Stadt. Er und drei seiner Freunde haben sich aufs Hausdach gerettet, sind aber noch nicht in Sicherheit.

Was über Thule hereinbricht, ist nicht ein Hochwasser, es ist die Sintflut. Gerechte Strafe für den Geist dieses Ortes. Das Wasser hatte »an den Dorfgrenzen, an den Hecken, an den Rändern der glatten Biografien gelauert«. Dass das Hochwasser eine Strafe ist, sagt es selbst, und fordert Finn auf, sich zu erinnern: »... an all die Möglichkeiten, an die tausend Leben, die du nicht gelebt hast?«

Artig geht Finn zurück in seine Erinnerungen an Thule: an das eigene Elternhaus, in dem sich der Vater das Leben genommen hat und der Bruder Reini geistig zurückgeblieben ist, wo die Bas...