Mehr als ein Strippenzieher

Hans-Dietrich Genscher lag vor allem die Überwindung der deutschen Teilung am Herzen

Gerade 89 geworden, ist Hans-Dietrich Genscher in der Nacht zum Freitag gestorben. Nicht nur Weggefährten würdigten ihn als »großen Liberalen, Demokraten und Staatsmann«.

Im Fernsehen war am Freitag allenthalben der »Mann im gelben Pullunder« zu sehen, auch im Rundfunk wurden wieder und wieder die kaum verständlichen Worte des Außenministers gesendet, mit denen er am 30. September 1989 den in die Prager BRD-Botschaft geflüchteten DDR-Bürgern verkündete, dass sie in die Bundesrepublik ausreisen dürfen. Sicher, auch das war Genscher. Ein Politiker, der sich selbst werbewirksam inszenierte. Doch gerade in Prag war ihm das wichtig. Weil er hoffte, bald sein Ziel erreichen zu können, mit der Spaltung Deutschlands auch die Spaltung Europas zu überwinden.

Ein enger Mitarbeiter Genschers erinnerte am Freitag daran, wie der Außenminister zu der Zeit, als Kanzler Helmut Kohl dümmlich Michail Gorbatschow mit Goebbels verglich, dafür plädierte, den KPdSU-Chef ernst und ihn beim Wort zu nehmen. Und Gerhart Rudolf Baum, ein Weggefährte Genschers, nannte ihn einen »großen Politiker mit Visionen«, der sich insbeso...


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