Ein Lied gegen den Hunger

  • Vera Richter, Gera
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Der Dezembermorgen 1946 war klirrend kalt. Das Thermometer zeigte bereits in frühen Morgenstunden minus zehn Grad. Thea hatte einen weiten Weg vor sich, ehe sie ihre Schule erreichte. Vor dem Wind schützende Häuserreihen der Stadt konnte sie erst nach einigen Kilometern Fußmarsch erreichen. Sie fror entsetzlich. Tapfer lief sie gegen den einsetzenden Schneesturm an. Plötzlich hörte sie, dass jemand ihren Namen rief. Eines von den neuen Flüchtlingskindern, das sie in ihrer Klasse gesehen hatte, rannte auf sie zu. »Thea, darf ich mit dich in die Schule gehen?« »Du meinst mit mir?« »Sag ich doch!«

Thea schaute Traudel verdutzt an. Ihr fiel plötzlich ein, dass ihre Mutter sie vor Flüchtlingskindern gewarnt hatte. Diese Kinder seien verlaust und würden auch klauen. Doch Thea war froh, diesen weiten Weg bis in die Schule nicht allein gehen zu müssen. Was sollte dieses Mädchen ihr denn klauen?

»Ja, natürlich können wir gemeinsam zur...


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