Im Tal der Triebe

Im Kino: »Wild« von Nicolette Krebitz

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Der deutsche Regisseur, der sich mit am intensivsten am menschlichen Verhältnis zur Wildnis abgearbeitet hat, ist auf »die freie Natur« gar nicht gut zu sprechen: »In der Wildnis gibt es durchaus Harmonie - es ist die Harmonie des überwältigenden und kollektiven Mordens«, so Werner Herzog, der den Dschungel und sein brutales Recht des Stärkeren als grausam, »obszön« und »unfertig« empfindet. Der große Erzähler Herzog widerspricht damit einer weit verbreiteten naiven Sehnsucht nach der »Wildheit«, die (trügerisch) eine »Befreiung« des Menschen von der »Last« der zivilisatorischen »Fesseln« verspricht. Wenn nun eine deutsche Regisseurin die Liebesgeschichte zwischen einer frustrierten Städterin und einem Wolf erzählt, ist die Sorge vor einer Verklärung »der Natur« berechtigt.

Doch Regisseurin Nicolette Krebitz hat ihren Herzog studiert. Mit »Wild« hat sie den mutigsten deutschen Film der letzten Jahre gedreht, der optisch, erzählerisch u...


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