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Stern mit Strahlkraft

Denis Fischer mit Chansons im BKA-Theater

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 2 Min.
Wunderbar melancholisch soll sein Debütprogramm »Death Songs«, mittlerweile auf CD verewigt, sein, und auch seine Hommage an Harald Juhnke habe der Odem des Außergewöhnlichen angeweht. Gut ein Jahr später stellt sich Denis Fischer mit eigenem Songmaterial in Text und Komposition vor, wieder im BKA am Mehringdamm, wo sein Aufstieg begonnen hat. Fischer, der allroundige Endzwanziger aus Delmenhorst, stand schon mit 18 auf der Bühne und war sechs Jahre lang freier Schauspieler, Stückautor, Regisseur und Komponist am Jungen Theater Bremen.
»Six Strings that drew Blood« heißt der neue Abend mit einem gewandelten wandlungsfähigen Interpreten. Drei Musiker nur, Klavier, Bass und Schlagzeug, und zwei Background-Sängerinnen begleiten ihn und sorgen dafür, dass seine Stimme nicht in bombastischen Arrangements versinkt. Als Carsten Sauer sein Klavier anschlägt, wie er im weiteren gleichermaßen exzellent den Synthesizer bedient, schält sich aus dem obligaten Auftrittsnebel der Star. In knapper schwarzer Lederjacke und schmaler Hose steht Denis Fischer hinterm Mikro und hebt fast schüchtern die Arme als »Rock 'n' Roll Star«.
Der »Disco Boy« legt die Jacke ab, zeigt sein Tattoo auf dem Oberarm, wirkt zierlich wie sein Namensvetter Tim. In diesem ersten Programmteil haben seine Songs noch nicht unbedingt Charts-Qualität, leben indes von der dunkel timbrierten, volltönenden Stimme. Fischer verzichtet beinah gänzlich auf Moderation, wirkt sympathisch unaufgedreht, darf sich bei der Premiere kleine Unsicherheiten leisten. Aus der kompositorischen Einheitsware blitzen gefühlvoll balladeske Titel auf, in denen seine Stimme an Differenzierung, Ausdruck, Persönlichkeit gewinnt. Aus der Pause kommt Fischer als Cowboy in rotem Rüschenhemd und mit Glitzerbrille und singt, wie meist zu eigenem Gitarrenspiel, Country. Im schlicht ärmellosen T-Shirt wirkt er wie der Junge von nebenan. Als er gegen Ende nonstop Titel an Titel reiht, zupackend rockig den Mitwippnerv aktiviert, verschwört er sein Auditorium endlich zur Zuhörgemeinschaft, ohne seicht zu werden. Der zweite Teil gelingt insgesamt homogener, birgt manchen Ohrwurm und wird mit zwei Zugaben bedankt. Denis Fischer ist, das zeigt der Abend, zwar noch keine Supernova, aber ein junger Stern am Firmament, mit Reserven an Strahlkraft.

Bis 26.11., BKA-Theater, Mehringdamm 34, Kreuzberg, Kartentelefon 202 20 07
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