Der kategorische Imperativ der Nähe

Der Abgasskandal ist eine Steilvorlage für eine radikale Kritik der (Auto)-Mobilität. Die Linke sollte sie endlich nutzen

  • Guido Speckmann
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Mit solchen Leuten wird man niemals den Sozialismus aufbauen«, sagte ein Freund aus der DDR bestürzt zu André Gorz, als er des Verkehrs in Paris gewahr wurde. Gorz, der in Österreich geborene und ab den 1950er Jahren in Frankreich lebende Sozialphilosoph, hat 1975 den Text »Die gesellschaftliche Ideologie des Autos« veröffentlicht, in dem er auch diesen Ausspruch aufgreift. Mitte der 1970er Jahre war die Phase des Kapitalismus, die nach dem Autohersteller Ford benannt ist, zwar bereits durch Ölpreisschock und das Ende des Bretton Woods-System in eine massive Krise geraten. Doch von einer postfordistischen Phase sprach man damals noch nicht. Und der Ausdruck meint ja auch nicht, dass die zentrale gesellschaftliche Stellung des Autos ins Wanken geraten ist. Im Gegenteil: Wurden 1975 global »nur« etwas über 33 Millionen Pkw, Lkw und Busse produziert, hat sich die Zahl heute fast verdreifacht. Insofern erweist sich Gorz’ radikale Kritik de...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.