Flaneur, Ästhet, Menschensammler

Eine Ausstellung im Max-Liebermann-Haus am Pariser Platz würdigt das Leben und Wirken von Harry Graf Kessler

Die Zeit des Glücks, der rauschhaften Momente in seinem Leben war 1931 vorbei. Am 31. Oktober musste er die Cranach-Presse, den Traum vom vollendeten Buch, seine Weimarer Schöpfung mit all den kühnen, fantastischen Produktionen, den schönen Rilke-, Valéry-, Hofmannsthal- oder Shakespeare-Drucken, schließen. Er war nun tief verschuldet. Um die enorm hohen Kosten zu decken und die Mitarbeiter der Presse nicht ohne Bezahlung zurückzulassen, opferte Harry Graf Kessler, der sich blutenden Herzens schon von anderen Kunstwerken getrennt hatte, auch die von Aristide Maillol 1905 geschaffene Großplastik der »Méditerranée« aus seiner Berliner Wohnung. Am Vormittag des 12. November 1931 kamen die Arbeiter, bauten ein Gerüst vor dem Fenster auf und holten die Bronzefigur, verkauft an einen prominenten Sammler in der Schweiz, vorsichtig, gehüllt in ein großes Tuch, herunter. Es war ein Schmerz, notierte er im Tagebuch, »den ich nie ganz verwinden w...


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