Der Marsch des Kunstlumpen

Die 30er Jahre waren in der UdSSR vom stalinistischen Terror geprägt. Der Komponist Dmitri Schostakowitsch passte sich an, sein Urteil über Stalin fällte er musikalisch. Von Gerhard Müller

  • Gerhard Müller
  • Lesedauer: ca. 7.0 Min.

Dmitri Schostakowitsch, 1906 in Petersburg geboren, begann als Avantgardist, inspiriert und begeistert - mit einiger Skepsis - von dem Elan der Revolution. Eine neue Welt sollte erstehen, und er wollte dabei sein. Davon zeugen die ersten drei Sinfonien, die Theater- und Filmmusiken. Er gehörte zu dem Künstlerkreis um Wsewolod Meyerhold, Grigori Kosinzew und Wladimir Majakowski, für deren Theaterstücke und Filme er die Musik schrieb. Man nannte ihn den »Majakowski der Musik«. Die Oper »Lady Macbeth von Mzensk« sollte die erste Stufe seines Ruhms werden. Es kam anders. Am 28. Januar 1936 erschien in der »Prawda« ein vernichtender Artikel über die Oper: »Chaos statt Musik«.

»Diese Musik ist geschaffen worden, um die Oper zu verneinen … Das ist die Übernahme der abstoßendsten Eigenschaften des Meyerholdismus in den Bereich der Oper und damit der Musik, ein linkes Chaos … Die Kraft der Musik wurde zugunsten kleinbürgerlicher und unfruc...


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