Afroamerikaner von Polizei erschossen

Vorfälle in Louisiana und Minnesota / Kritik von Clinton und Sanders

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Zwei neue Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner haben Empörung in den USA ausgelöst. Dem 37-jährigen Alton Sterling, der vor einem Laden in Baton Rouge im Bundesstaat Louisiana CDs verkauft hatte, wurde bei dem Polizeieinsatz am Dienstag mehrfach aus kurzer Distanz in die Brust geschossen. Im Internet verbreitete Videos zeigen, wie zwei weiße Polizisten den Afroamerikaner zu Boden werfen und festhalten. Während die Beamten mit dem Mann ringen, ruft jemand: »Er hat eine Waffe!«. Einer der Beamten feuert dann mehrere Schüsse auf den Afroamerikaner ab. Das US-Justizministerium leitete mittlerweile eine Untersuchung ein.

Nach Angaben der Polizei waren die Beamten am Dienstagmittag zu dem Laden geschickt worden, nachdem ein anonymer Anrufer berichtet habe, er sei dort von dem CD-Verkäufer mit einer Waffe bedroht worden. Auf dem Parkplatz sei es zu einer »Auseinandersetzung« gekommen. Der Anwalt von Sterlings Familie sagte, dieser habe lediglich CDs verkauft und dafür die Erlaubnis des Ladenbesitzers gehabt. Der Ladenbesitzer Abdullah Muflahi sagte zu »The Advocate«, die Beamten seien von Anfang an »sehr aggressiv« vorgegangen.

Die demokratische US-Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton übte scharfe Kritik an den Behörden. »Zu viele Afroamerikaner beweinen den Verlust eines geliebten Angehörigen durch einen Zwischenfall, in den die Polizei involviert ist«, erklärte sie in einer Mitteilung bei Twitter. »Es läuft etwas grundsätzlich falsch, wenn so viele Amerikaner Grund haben zu glauben, dass unser Land sie wegen ihrer Hautfarbe nicht als gleichwertig betrachtet.« Der linke Kandidat Bernie Sanders forderte eine automatische Untersuchung des Justizministeriums, wenn jemand in Polizeigewahrsam ums Leben kommt.

Am Mittwoch erschossen Polizisten einen weiteren Schwarzen: in Falcon Hights (US-Staat Minnesota). Seine Freundin stellte kurz nach dem Vorfall ein Video von sich und dem neben ihr im Auto verblutenden Philando Castile auf Facebook. »Der Polizist hat dreimal auf ihn geschossen, weil wir ein kaputtes Rücklicht hatten«, sagte die sichtlich schockierte Frau. Sie erklärte weiter, dass der Beamte zuvor die Fahrlizenz und Fahrzeugregistrierung von Castile verlangt hatte. Dieser hätte dem Polizisten dann gesagt, dass er eine Waffe trage, aber über eine Erlaubnis verfüge, diese zu besitzen. nd/Agenturen

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal