Big Brother is watching

Im Radsport werden immer mehr Daten erhoben. Damit wird er zur Überwachungsmaschinerie für die Fahrer

  • Tom Mustroph, Montauban
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Streckenlängen, Zeiten, Pulswerte, Laktat: Trainer kontrollieren heutzutage so gut wie alles bei ihren Radsportlern. Manchen gefällt das sogar, andere fühlen sich dagegen überwacht.

Raymond Poulidor sitzt gemütlich im Start-Village der Tour de France. Der achtfache Podiumsbesteiger der Tour hat wie immer das gelbe Trikot angezogen, das er in seiner langen Karriere doch niemals bis nach Paris tragen durfte. Aufmerksam schaut er seiner Enkelgeneration im Peloton zu, wie sie ihre Kraftmesser am Rad kontrollieren, sich über Wattwerte und Herzfrequenzen unterhalten - und er schüttelt den Kopf. »Der Radsport heute hat gar nichts mehr mit dem aus meiner Zeit zu tun, als es noch um Instinkt ging und die Freude an der Attacke. Jetzt schauen alle nur auf ihre Daten und planen danach die Rennen. Ich prophezeie, dass in 10 oder 15 Jahren die Tour de France wie die Formel 1 sein wird: Auf jeden Rennfahrer kommt das Mehrfache an Technikern und Ingenieuren, die Daten auswerten und danach die Renntaktik bestimmen«, sagt er. Und in seinem faltigen Gesicht wird eine Spur von Grusel angesichts dieser Zukunftsvorstellung deutlich.

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