Liebe, Leidenschaft und Mord

Staatsoper im Schillertheater: Jürgen Flimm inszenierte Salvatore Sciarrinos Zweiakter »Luci mie Traditrici«

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Was ist der krude Mord aus Eifersucht im Hinterhof gegen den hochartifiziellen Mord aus Gründen der »Ehre« im fürstlichen Gemach? »Luci mie Traditrici« (»Meine verräterischen Augen«) von Salvatore Sciarrino gibt Antwort darauf. Schon die elegischen Anfangsverse des Prologs - Stimme hinter dem Vorhang - führen in die fein gesponnenen Netzwerke höherer Empfindung, schaut das personifizierte Erschrecken die Asche des Gewesenen an: »Was ist aus dem schönen Auge geworden, das/ einst erhellte meine Seele mit seinen Strahlen,/ in dem Amor seine Pfeile, seine Flammen und/ Spitzen wiederfand?/ Was aus dem Mund nun und dem zierlichen/ Lächeln, was aus dieser Rede,/ mit der meine Herrin den Ungezähmtesten in / Liebe fing?«

Einsam, rein und klar klingt die unsichtbare Stimme. Wer singt sie? Eine Frau, ein Mann? Ist es der Diener, dem sie obliegt, oder der Graf, der Gast? »Meine Herrin« deutet auf den Diener, der die Gräfin knechtisch liebt. Es kön...


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