Stipendium für Landlehrer

Andreas Fritsche
findet Stipendien prinzipiell richtig.

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Schlagabtausch am Donnerstag im Potsdamer Landtag war lustig, die Sache selbst ist sehr ernst. Den Krimi, ob das Bildungsministerium über die Sommerferien die notwendigen 1400 neuen Lehrer für Brandenburg auftreibt, wolle er sich ersparen, begründete der CDU-Landtagsabgeordnete Gordon Hoffmann den Vorschlag, neben dem Stipendium für Landärzte ein Stipendium für Landlehrer einzuführen. Bildungsminister Günter Baaske (SPD) konterte mit dem Hinweis, vor einigen Jahren habe Hoffmann schon gemutmaßt, dass nicht genug Lehrer für die Prignitz aufgetrieben werden. »In diesem Krimi war ich der Kommissar und Du warst die Leiche«, frotzelte Baaske. Denn zum Schuljahresbeginn seien die Lehrer dort gewesen.

Spaß muss sein. Aber das Problem muss auch gelöst werden. Der Lehrermangel war lange absehbar. Bereits kurz nach der Jahrtausendwende wusste die Politik, zu welchem Zeitpunkt massenhaft Kollegen in Pension gehen, wann also viel Ersatz gebraucht wird. Es war klar, dass dies nicht auf die Schnelle gehen würde. Es hätte vorausschauend, es hätte auf Vorrat ausgebildet und eingestellt werden müssen. Zwischenzeitlich hätte man die ohnehin zu großen Klassen etwas verkleinern können.

Doch die Politiker haben viel zu lange gezögert. Ob sie das im Rückblick Geiz oder Sparsamkeit nennen möchten, dürfen sie sich selbst aussuchen. Fakt ist: Für das eigentlich naheliegende und beste Rezept ist es heute zu spät. Nun sind schnelle Lösungen gefragt. Das Lehrerstipendium könnte eine solche Lösung sein.

Grundsätzlich wäre es schön, wenn es ein aus Steuermitteln finanziertes und existenzsicherndes Stipendium für alle Studenten geben würde, damit sie weder bei den Eltern betteln noch Vorlesungen für Jobs schwänzen oder Schulden anhäufen müssen. Aber das kann ein Bundesland allein nicht leisten. Das hat mit Geiz wirklich überhaupt nichts zu tun. Ein solches Modell müsste bundeseinheitlich organisiert und finanziert werden. Ein gerechteres Steuersystem, eine insgesamt gerechtere Gesellschaft wären dafür Voraussetzung. Beides ist im Moment nicht in Sicht. Darum müssen die Landtagsabgeordneten nun überlegen, ob sie mit einem Lehrerstipendium ganz klein anfangen.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.