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Protest gegen Lollapalooza

Viele Anwohner wollen das Musikfestival nicht im Treptower Park haben

  • Jerôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.
Offiziell genehmigt ist das Festival, das im September stattfinden soll, immer noch nicht. Anwohner vermuten dahinter Taktik.

»Nein zum Lollapalooza Rockkonzert im Treptower Park!« So lautet die Forderung der Demonstranten, die am Donnerstag vom Treptower Park bis vor das Rathaus Treptow zogen. Rund 100 Menschen hatten sich vor dem Figurentheater »Grashüpfer« nahe der Puschkinallee versammelt, um ihrem Ärger über das im September in der Grünanlage geplante Musikfestival Lollapalooza Luft zu machen. »Diese Demonstration ist für den Treptower Park und nicht gegen Lollapalooza an sich«, erklärt Sigrid Schubert, die sich in der Bürgerinitiative Treptower Park engagiert und den »Grashüpfer« gegründet hat. Zu der Protestaktion aufgerufen hatte ein Bündnis mehrerer Bürgerinitiativen.

»Wenn an einem Wochenende bis zu 70 000 Menschen für ein Musikfest zusammen kommen, bedeutet das nicht nur zwei Tage Lärm und Schmutz für die Anwohner, es hat auch langfristige Schäden für die Flora und Fauna des Parks zufolge«, so Schubert. Sie störe vor allem, dass im Vorfeld niemand vom Bezirk die Pläne kommuniziert habe. »Berlin braucht Flächen zum Feiern. Berlin braucht aber auch Flächen zur Erholung und eine solche ist der Park«, sagt Schubert und spricht damit vielen Teilnehmern aus der Seele.

Neben Müll und Lärm befürchten die Anwohner eine Zerstörung der gerade erst mit viel Geld sanierten Parkanlage. Andere finden es pietätlos, in unmittelbarer Nähe zum Sowjetischen Ehrenmal zu feiern. »Zwei Tage Krach finde ich ertragbar. Ich bin ein großer Fan von Festivals. Die Gedenkstätte sehe ich auch nicht gefährdet. Aber so viele Menschen sind einfach zu viel für den Park«, sagt ein Anwohner, der sich Tom nennt.

Der Ort der Abschlusskundgebung in unmittelbarer Nähe zum Rathaus Treptow war nicht zufällig gewählt worden. Hier fand noch am selben Tag eine öffentliche Informationsveranstaltung des Bezirksamts im Beisein der Veranstalter von Lollapalooza zum aktuellen Stand der Planungen statt.

Denn obwohl bereits seit mehreren Monaten Tickets verkauft werden und der Treptower Park als Standort beworben wird, hat der Bezirk das Festival immer noch nicht offiziell genehmigt. Dabei bleibt es zunächst auch. »Die Entscheidung steht noch an«, erklärt Baustadtrat von Treptow-Köpenick, Rainer Hölmer (SPD). Die Bürgerinitiative kritisiert das und vermutet dahinter eine Hinhaltetaktik. Klagen gegen das Festival sollten so erschwert werden.

Juristische Schritte wollen die Anwohner in jedem Fall gehen. Ein von der Bürgerinitiative eingeschalteter Rechtsanwalt sieht gute Chancen, dass eine einstweilige Verfügung das Festival im Park noch verhindern kann. Die Veranstalter betonten unterdessen, dass man die Grünflächen sowie das Ehrenmal einzäunen und besonders schützen werde. Doch diese Versicherungen überzeugen die Anwohner nicht. »Eine Klage ist die Ultima Ratio. Ein kommerzielles Massenfestival im Treptower Park muss unbedingt verhindert werden«, sagt Katalin Gennburg, Direktkandidatin der LINKEN im Bezirk und im Bündnis engagiert. Dass das Lollapalooza nicht wie im letzten Jahr auf dem Tempelhofer Feld stattfinden kann, weil dort jetzt Flüchtlinge untergebracht sind, sieht Gennburg als eine Folge der verfehlten Stadtpolitik des Senats. Wie allen Rednern an diesem Tag war es auch ihr wichtig zu betonen, dass man nicht generell gegen städtische Musikfestivals sei.

Die Anwohner hatten dem Bezirk immer wieder alternative Standorte für das Konzert vorgeschlagen, wie zum Beispiel die Trabrennbahn Karlshorst oder das Gelände des BER. Diese Ideen stießen aber auf wenig Gegenliebe. Das ursprünglich aus Chicago stammende Lollapalooza hatte im vergangenen Jahr seine Berlin-Premiere gefeiert und rund 45 000 Besucher angezogen.

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