• Sport
  • Gisela Birkemeyer

Mit 70 noch vorneweg

»DDR-Sportlerin des Jahres 1959« beging Jubiläum

Ach, das ist doch schon so lange her«, wehrt sie ab, wenn man Gisela Birkemeyer (Foto: Imago) auf ihre sportliche Vergangenheit anspricht. Dennoch: Die Jubilarin, die am Sonnabend in Berlin ihren 70. Geburtstag beging, ist ein »Wegbereiter des DDR-Sports«. Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne gewann sie Silber über 80 m Hürden und vier Jahre später in Rom Olympia-Bronze. Sie stellte insgesamt 19 deutsche Rekorde über 100 m Hürden und 80 m Hürden auf, wobei ihre Rekord-Sternstunde am 24. Juli 1960 in Leipzig schlug. Als erste Frau lief sie 10,5 s über die Hürden, nachdem sie acht Tage zuvor mit 10,6 s den Rekord egalisiert hatte. Dass die EM-Dritte von 1958 auch als Sprinterin zur Weltklasse gehörte, bewies sie mit Europarekorden über 100 m (11,5 s/1956) und 200 m (23,4 s/1960). Bei den DDR-Meisterschaften gewann sie insgesamt 40 Titel (!) - fünf Mal war sie sogar Fünfkampfmeisterin. Und was sicherlich nur noch den wenigsten in Erinnerung ist: Gisela Birkemeyer - populär geworden unter ihrem Mädchennamen Köhler - war »DDR-Sportlerin des Jahres 1959«. Mit der Leichtathletik begann sie 1944 in Schmölln. Nach dem Abitur 1951 wechselte sie nach Erfurt, wo sie vom Sprinter Heinz Birkemeyer - 1948 mit 10,8 s so genannter Ostzonenmeister - entdeckt wurde. 1957 heiratete sie ihren Entdecker und Trainer, der später Cheftrainer beim SC Dynamo Berlin war, 16 Jahre lang der Frauenkommission des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF angehörte und 1991 im Alter von 69 Jahren verstarb. Gisela Birkemeyer arbeitete nach ihrer aktiven Zeit als Nachwuchstrainerin beim SC Dynamo Berlin, bis sie vorzeitig in Rente ging. In Hohenschönhausen kannte sie fast jeder, wenn sie mit dem Fahrrad zum Sportforum fuhr. Noch immer flink auf den Beinen und flott mit dem Mundwerk, ist sie munter vornweg und lässt sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen. »Heute«, sagt sie, »müssen die jungen Leichtathleten nicht solche Entbehrungen auf sich nehmen wie wir damals. Zu meiner Zeit standen wir auch erst am Beginn der Entwicklung. Leider vermisse ich gerade bei den Jüngeren die Ernsthaftigkeit beim Training. Und was von den Kinder- und Jugendsportschule der DDR nach der Wende übrig geblieben ist, ist lächerlich. Zwar immer noch besser als nichts, aber viel zu wenig. Überhaupt wurde zu schnell einfach alles abgeschafft und uns was Neues übergestülpt. Dabei wäre aus dem DDR-Sportsystem noch viel zu machen gewesen, wenn man es gewollt hätte.« Ihren 70. Geburtstag beging sie in neuer Umgebung - sie ist nämlich noch mal umgezogen. »So alt bin ich doch nun auch wieder nicht, dass ich m...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.