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Hilfe zum Start ins »richtige Leben«

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Fast 800 Jugendliche in Brandenburg nehmen nach der Schule keine Ausbildung und auch kein Studium auf, sondern melden sich beim »Freiwilligen Sozialen Jahr« (FSJ) oder dem »Freiwilligen Ökologischen Jahr« an. Bildungsminister Günter Baaske (SPD) hält das für eine Möglichkeit, jungen Leuten »den Blick für andere Perspektiven zu öffnen.«

Der Einsatz erfolgt in der Kinder- und Jugendhilfe, der Kultur- und Denkmalpflege, der Politik, im Sport, im Natur- und Umweltschutz. Eine »hervorragende Möglichkeit, jungen Frauen und Männern nach der Schulzeit Orientierung und Einblick ins ›richtige‹ Leben zu geben«, so Baaske.

Mit 1,8 Millionen Euro fördert das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) in vier Jahren 119 dieser Plätze.

Auch beim Freiwilligen Sozialen Jahr mache sich der demografische Wandel bemerkbar, viele Plätze würden erst nach dem Stichtag 1. August besetzt, sagte Peggy Coburger von den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten. Dennoch steige ihre Zahl jährlich um fünf Prozent.

Was er einem Handwerker sagen würde, der Lehrlinge nötig habe und das ganze als Zeitverschwendung betrachte, wurde der Bildungsminister gefragt. »Ich würde ihm sagen, es sei ihm nicht gedient, wenn ein solcher Lehrling nach zwei Monaten das Handtuch schmeißt«, so Baaske.

Charlotte Wieland (19) arbeitete im Rahmen des FSJ für elf Monate in einer Kita in Michendorf (Potsdam-Mittelmark). Sie habe nach dem Abitur nicht gewusst, was sie studieren sollte, bekannte sie. Ihr Vater sei erst skeptisch gewesen, doch nun gestehe er ihr zu: »Du hast dich weiterentwickelt«. Wichtig sei ihr das Gefühl gewesen, gebraucht zu werden. Mit dem inzwischen gereiften Berufswunsch habe das FSJ allerdings nichts zu tun. »Ich will Schauspielerin werden.«

Johann Vock möchte sein gerade zu Ende gehendes FSJ nicht missen. Er hatte sich und seine Arbeitskraft einer Betreuungseinrichtung zur Verfügung gestellt. »Da heißt es abwaschen und Tische decken«. Doch nun will er »irgendwas mit Film« machen.

20 größere Träger bieten solche Plätze in Brandenburg an. Dazu gehören die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste, das Deutsche Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, der Arbeitersamariterbund, das Diakonische Werk und die Caritas. Teilnehmer erhalten ein Taschengeld von maximal 360 Euro monatlich. Im Falle von Pflege- oder Erziehungsberufen kann das FSJ als Praktikums- und Praxiszeit bei der Ausbildung angerechnet werden.

Der Minister kündigte an, dass künftig Plätze für das FSJ auch an Schulen geben werde. Ab dem Schuljahr 2017/2018 sollen FSJ-Teilnehmer etwa im Ganztagsbereich arbeiten, Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien unterstützen oder Schülern mit besonderem Förderbedarf helfen. Für die Förderung von etwa 25 Plätzen plant das Land in den Jahren 2017/2018 und 2019/2020 gut 200 000 Euro pro Jahr ein.

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