Zwischen »Wunde und Wunder«

Ein grausames Jahrhundert im Poetischen verwahrt: Itzik Mangers dichterisches Werk

Itzik Mangers Ballade »Ich der Prinz« liest sich wie das Gleichnis seiner eigenen Lebensgeschichte: Erzählt wird von einem Wartenden vor einem Tor, in dessen Zimbel »ein Königreich, das flackert und sterben wird«, schläft. Seine Rufe nach dem Allmächtigen bleiben unerhört, seine Suchbewegungen nach der Heimat unbefriedigend. »QUO VADIS, MANGER?«, lautet die Frage, mit der jener Text ausklingt, der unmittelbar an das Schicksal Hiob wie auch den »Mann vom Lande« aus Franz Kafkas »Türhüterparabel« erinnert.

Wer sich in die Gedichte des 1901 in Czernowitz geborenen und 1969 in Gedera gestorbenen Lyrikers hineinbegibt, findet immer sofort wieder heraus. Zwangsweise. Denn die Texte dehnen sich in den Raum aus, greifen ins Märchenhafte und Kulturgeschichtliche aus. Just auf Jiddisch und Deutsch editiert, versammelt der Band »Dunkelgold« eine Auswahl von Zeugnissen von Flucht und Gegenwehr, von Trauer und Vision. Während eines Jahrhunderts des ...


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