Geflüchtete von Betrügern abgezogen
Mehrere tausend Euro Verlust und Verschuldung. Viele Geflüchtete mussten diese Erfahrung bereits machen. Fehlende Sprach- und Verbraucherrechtskenntnisse ließen sie zum Opfer von Betrügern werden. Das ergibt eine unter anderem von der Senatsverwaltung für Verbraucherschutz in Auftrag gegebene Studie.
Etwa die Hälfte der in Flüchtlingsunterkünften Befragten gab an, hier bereits Verträge abgeschlossen zu haben. Meist Handyverträge. Die Beratung finde in der Regel auf Arabisch statt, die Verträge sind auf Deutsch. »Die wissen gar nicht, was sie da unterschreiben«, sagt der Verbraucherschutzsenator Thomas Heilmann (CDU). Ein Befragter hatte unwissentlich fünf verschiedene Handyverträge abgeschlossen.
Auch auf dem Wohnungsmark wird betrogen: Bis zu 6000 Euro erhielten angebliche Wohnungsvermittler. Die Betroffenen kämen aus einem Kulturkreis, in dem Bestechung zum guten Ton gehöre, so Heilmann. Es bedürfe daher vor allem einer besseren Aufklärung, zum Beispiel durch Volkshochschulkurse oder leichteren Zugang zu Rechtsberatung.
Ein weiteres Problem sei auch der »Vertrauensvorschuss«, den die Geflüchteten Menschen aus dem eigenen Sprach- und Kulturkreis entgegenbringen. »Sie vertrauen ihnen blind«, sagt Verbraucherschutz-Lotsin Dima Beseiso-Kamel, die die Interviews in den Notunterkünften durchgeführt hat. »Die Heimbesuche waren Aufklärungssessions.«
»Die Leute werden hier von ihrer eigenen Community betrogen«, sagt Heilmann. Diese Situation hält er für »hochproblematisch«. Nun müsse man »aufklärerisch und strafrechtlich dagegen angehen«. mjo
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